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Chinas BSN setzt auf Ethereum – Unklare Abspaltungspläne

Überblick: 

  • BSN setzt auf Ethereum und diskutiert interne Abspaltungen
  • Unklarheiten, ob die chinesische und internationale Sparte technisch getrennt werden sollen
  • Chinas Blockchain-Netzwerk könnte zu einem der mächtigsten Knoten in der Kryptowelt aufsteigen

Chinas eigenes Blockchain-Netzwerk setzt auf Ethereum. Das Blockchain Service Network (BSN), so die offizielle Bezeichnung der Staats-Blockchain, plant zudem eine globale Expansion. Neben der Ethereum-Plattform implementierten die Betreiber fünf weitere Blockchains in das System. Ziel des Ganzen ist die Prüfung von Smart-Contracts und dezentraler Anwendungen (dApps) unter Praxisbedingungen in einem großflächigen Netzwerk.

Sowohl für die Blockchain-Projekte als auch für die Volksrepublik könnte der Zusammenschluss eine Win-win-Situation sein. Das Blockchain Service Network könnte zu einem der mächtigsten Knotenpunkte in der Kryptowelt werden. Doch derzeit wird eine Abspaltung der zwei großen Bereiche innerhalb des Netzwerks besprochen. Das steckt dahinter.

Was steckt hinter dem Blockchain Service Network (BSN)?

Nach einer rund halbjährlichen Testphase des staatlichen Blockchain Service Networks steht das Projekt vor dem produktiven Start. Hintergrund und Ziel des Netzwerks ist es, kleine und mittelständische Unternehmen den Einstieg in die Blockchain-Technologie zu ermöglichen. Der Vorteil für chinesischen Unternehmen liegt darin, dass sie keine eigene Infrastruktur aufbauen und eine private Blockchain unterhalten müssen. Demnach fungiert das BSN als eine Art Hosting-Plattform. Unternehmen können gegen ein Entgelt dezentrale Anwendungen (dApps) auf der staatlichen Blockchain platzieren. Mit Preisen zwischen 250 und 300 US-Dollar sind diese Kosten recht günstig.

Hinter dem Netzwerk steht ein Verbund vieler großer chinesischer Konzerne aus verschiedensten Branchen. Dazu gehören Telekommunikationsunternehmen, Banken, Technologiekonzerne und Unternehmen aus der Kryptoszene. Das Netzwerk umfasst Nodes in 128 Städten der Volksrepublik. Bekannte Namen aus dem Konsortium sind China Mobile, China UnionPay und Huobi. In der finalen Ausbaustufe soll das BSN mehrere Blockchains umfassen und auch Unternehmen außerhalb Chinas zur Verfügung stehen. Die Globalisierungsstrategie sieht weitere Knoten in ausländischen Metropolen, wie Paris, Sydney, São Paulo, Tokio, Johannesburg du Kalifornien, vor. Ab August dieses Jahres sind Ethereum, EOS, Nervos, Tezos, NEO und Irisnet Teil des BSN.

Kaum produktiv, schon droht eine Abspaltung

Konzeptionell unterteilt sich das Blockchain Service Network in einen chinesischen und internationalen Part. Hintergrund dieser beiden Bereiche ist der, dass einige namhafte Unternehmen in dem Verbund strikt gegen die Integration öffentlicher Blockchains waren und den Fokus auf beheimatete Unternehmen legen wollten. Als Kompromiss entstanden die BSN-International und die BSN-China. Für den internationalen Bereich ist das Unternehmen Red Date Tech verantwortlich. Doch entgegen erster Vermutungen wird es auch in Zukunft keine klassische Trennung der beiden Sparten geben. So gibt Yifan He, CEO von Red Date Tech, an, dass jedoch auch innerhalb des BSN ein einheitlicher Konsens herrschen muss.

Konkret bedeutet das, dass ein gemeinsames Netzwerk einerseits die in China geltenden Beschränkungen einhalten und andererseits auch internationale Bestimmungen in Sachen Datenschutz und Sicherheit erfüllen muss. Gemäß He ist es jedoch nach wie vor geplant, beide Sparten nach wie vor über eine Blockchain abzubilden und bei der bisherigen, organisatorischen Trennung zu bleiben. Demnach bündelt das Blockchain Service Network nach wie vor private und öffentliche Blockchains zentral unter einem Dach. Berichte aus der jüngeren Vergangenheit deuteten auf interne Streitigkeiten hin, welche Yifan He allerdings zurückwies.

Des Weiteren soll ein unabhängiges Gremium implementiert werden, welches ausschließlich für den internationalen Bereich zuständig ist. Auch He begrüßt diesen Vorschlag und hält die organisatorische Trennung für wichtig. Insbesondere, da für den internationalen Einsatz andere Blockchains eingesetzt werden sollen als für den Einsatz im Heimatland. Darüber hinaus finden im internationalen Bereich auch andere Schnittstellen Verwendung. Die Interoperabilität der Blockchains bietet dennoch eine gewisse Kommunikation zwischen den Sparten, sofern das für bestimmte Prozesse oder Anwendungsfälle vorgesehen ist. Doch es scheint insgesamt noch eine Uneinigkeit herrschen. Kevin Wang, Gründer von der im BSN verwendeten Blockchain Nervos, sprach erst kürzlich von einer Trennung der beiden Sparten.

Yifan Hes Stellungnahme im Wortlaut

„Jedes Land hat seine eigenen Gesetze und Vorschriften, was das Internet angeht, insbesondere in den Bereichen Datenschutz, Sicherheit und inländische Datenspeicherung. Sobald das BSN auf die ganze Welt ausgedehnt wird, muss es sich in jedem Land an die speziellen Vorgaben halten. In China gibt es zum Beispiel klare Beschränkungen für öffentliche Blockchains. Da das BSN jedoch als globales interoperables Netzwerk angelegt ist, muss es in China zwar diese Vorgaben beachten, aber flexibel genug sein, um auf internationaler Ebene alle öffentlichen Blockchains zuzulassen.“

Zusammenfassung: Chinas Blockchain Service Network teilt sich auf und bleibt dennoch eins

Chinas Blockchain-Netzwerk, welches chinesischen Unternehmen den Einstieg in die Blockchainwelt erleichtern soll, setzt auch auf eine globale Ausbreitung. Allerdings sorgen die Globalisierungspläne für gespaltene Meinungen. Zudem scheint Uneinigkeit zu herrschen, ob die Aufspaltung – wie bisher – nur organisatorisch oder auch technisch durchgeführt wird. Mit Yifan He äußerte sich nun eine leitende Persönlichkeit aus der internationalen Sparte zu den Aufspaltungsplänen. Gemäß He soll es jedoch keine Abspaltung der internationalen Blockchains aus dem Netzwerk geben. In jedem Fall könnten die sechs integrierten Blockchains zukünftig von dem mächtigen Netzwerk profitieren.

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Autor
Jens Kerkmann
Jens interessierte sich bereits während seines Studiums im Bereich Wirtschaftsinformatik für die Themen Kryptowährungen und Blockchain-Technologie. Bis heute begleitet ihn die Materie in seinem Alltag und Berufsleben und er ist als Autor für Ratgeberartikel und Nachrichten aus dem Blockchain- und Digitalisierungsumfeld tätig.


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