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Nach vermeintlichen Exit Scam – SushiSwap ein millionenschwerer Betrug?

Überblick: 

  • Der Kurs des SUSHI Tokens brach um fast 90 Prozent ein
  • Gerüchte um Exit Scam des verantwortlichen Entwicklers kamen auf
  • Chef-Entwickler wehrt sich gegen die Vorwürfe auf Twitter

Pizza, Hot Dog, Kimchi und Sushi – was nach einem kulinarischen Allerlei klingt, sind in der Kryptowelt allesamt Token aus dem Sektor der dezentralen Finanzdienstleistungen (DeFi). Vor allem der letztgenannte Token, SUSHI, ist durch seine Rolle als DeFi Token auf dem Uniswap Klon Sushiswap einer breiten Masse bekannt. Nun wurde bekannt, dass der Entwickler hinter dem Projekt einen Großteil seiner SUSHI Token verkauft hat. Prompt brach der Kurs des Tokens um fast 90 Prozent ein. Doch was nach einem Exit Scam aussieht, soll in Wahrheit ganz anders sein.

Sushiswap: Entwickler zieht sich zurück – SUSHI bricht ein

Der DeFi-Hype ließ bereits den ein oder anderen Scam Token platzen. Projekte wie HOTDOGSWAP (HOTDOG) oder der YUM (YUM) erlitten nach Problemen einen Totalschaden. Andere Token gerieten bereits nach kleinsten Unstimmigkeiten gehörig ins Wanken. Und nun scheint es auch die große DeFi-Hoffnung SUSHI erwischt zu haben. Während das Binance Listing vor kurzem für positive Schlagzeilen sorgte, brach der Kurs nach einer unvorhergesehenen Mitteilung des verantwortlichen Entwicklers ein. Dieser gab bekannt, einen Großteil seines SUSHI-Vermögens verkauft zu haben. Gleichzeitig zog er Liquidität in Millionenhöhe aus dem Pool. Insgesamt zog er ETH und SUSHI im Wert von rund 13 Millionen US-Dollar ab. Die Befürchtung eines Exit Scams ließ den Kurs schließlich schlagartig um 88 Prozent einbrechen.

Doch der Entwickler, der nur unter dem Pseudonym „Nomi“ bekannt ist, bestritt die Vorwürfe und will nichts von einem kompletten Rückzug wissen. Grundsätzlich passt das Verhalten des Entwicklers auch nicht in die Reihe vergangener Exit Scams. In ähnlichen Fällen verkauften die Betrüger ihr gesamtes Vermögen und zogen sich von jetzt auf gleich komplett aus dem Projekt zurück und ließen die geprellten Anleger mit einem Scherbenhaufen zurück. Nomi äußerte jedoch andere Absicht für seine Kryptobörse Sushiswap und dem SUSHI Token. Zwar habe er tatsächlich große Mengen aus dem „Devshare“, einem eigenen Entwickler-Fonds, abgezogen, jedoch nur, um sich voll und ganz auf die Technik des Tokens zu konzentrieren. Dennoch wird er das Projekt komplett abgeben.

Alles nur ein Missverständnis?

Nomi zog sich nicht etwa in die Defensive zurück, sondern trat auf Twitter in die Offensive. Sein Vorgehen erinnert an das von Charlie Lee, dem Gründer von Litecoin (LTC). Dieser verkaufte vor einiger Zeit sein eigenes Kryptovermögen, was für viel Unverständnis und Panik sorgte. Lee gab jedoch an, nach dem Verkauf die volle Aufmerksamkeit auf das Projekt und nicht auf den Preis seines Coins legen zu wollen. Bis heute ist Charlie Lee für seine Entwicklung aktiv, auch wenn der Litecoin heute keine große Rolle mehr spielt. Der Chef-Entwickler von SUSHI gab ähnliche Gründe für sein Vorgehen an. Nomi garantierte jedoch, weiterhin an seiner Börse und den Token zu arbeiten. Von einem Exit Scam will er aufgrund des transparenten Entwickler-Fonds nichts wissen, da dieser Reward bekannt war und ihm zustand.

Zudem sah es zu keinem Zeitpunkt wirklich so aus, als wäre SUSHI nur ein weiterer Scam in der DeFi-Welt. Neben den beruhigenden Worten des Entwicklers gab zudem die Derivatenbörse FTX bekannt, die Exchange-Plattform Sushiswap sofort übernehmen zu wollen. Nomi verfolgt offenbar den Plan, nach technischer Vollendung des Projekts das Zepter an Sam Bankman-Fried, dem Gründer von FTX, zu übergeben. Wie fruchtbar dieser Plan ist, muss sich aufgrund der gegenseitigen Anfeindungen auf Twitter allerdings erst noch zeigen. Der Kurs des Tokens stabilisierte sich allerdings in einem Korridor zwischen 2 und 3 US-Dollar. Dennoch ist das verglichen mit dem Allzeithoch von 11,93 US-Dollar am 01. September 2020 ein herber Verlust.

Was steckt hinter SUSHI und Sushiswap?

Die Exchange und der Token sind noch recht neu, technisch noch nicht vollendet, es gibt keine große Community und der leitende Entwickler wird das Projekt verlassen – all das sind keine rosigen Aussichten für ein noch junges DeFi-Projekt. Grundsätzlich klingt die Vision hinter der Plattform vielversprechend: Yield Farming mit attraktiven Renditen, anteilige Ausschüttung der Handelsgebühren an SUSHI-Hodler und organische Finanzierung durch die Community. Sushiswap sollte eine Kopie der erfolgreichen Exchange Uniswap sein, die Probleme des Originals ausmerzen und weitere Neuerungen integrieren. Der Hype war groß und schnell stieg das Gesamtvolumen der Exchange auf über 1,3 Milliarden US-Dollar. Und dass innerhalb weniger Tage.

Da der SUSHI Token nur erfolgreich sein kann, wenn auch die zugrundeliegende Plattform erfolgreich ist, sollte mit einer aggressiven Strategie Liquidität von Uniswap abgezogen werden. Für jeden Währungstausch über die Plattform gingen 0,05 Prozent an die Halter der SUSHI Tokens. Dieses Verzinsungsmodell sorgte für großes Interesse an der neuen Plattform. Nutzer, die ihre Liquidität von Uniswap nach Sushiswap übertrugen, konnten sich über Renditen von über 1.000 Prozent und mehr erfreuen. Langfristig sicherlich kein nachhaltiges Modell, kurzfristig profitierten viele Nutzer jedoch von den gewaltigen Renditen. Derzeit weist SUSHI eine Marktkapitalisierung von 190 Millionen US-Dollar auf.

SUSHIswap
Der Kursverlauf des SUSHI Tokens (Quelle)

Zusammenfassung: Vermeintlicher Exit Scam lässt SUSHI abstürzen

Der verantwortliche Entwickler hinter der Exchange Sushiswap und dem SUSHI Token hat plötzlich den Großteil seiner Token verkauft. Da er zusätzlich Liquidität in Form von ETH und SUSHI aus dem Pool abzog, was ihn zum mehrfachen Millionär machte, befürchteten viele Beobachter einen Exit Scam. Doch zumindest laut der offiziellen Aussagen des Entwicklers mit dem Pseudonym Nomi wollte er sich durch den Verkauf voll und ganz auf die Technik hinter seinem Projekt konzentrieren.

Zumindest nach derzeitigen Erkenntnissen scheinen das keine leeren Worte zu sein. Nomi arbeitet weiter an seiner Plattform und den Token. Zusätzlich scheint er die komplette Kontrolle nach Beendigung der technischen Umsetzung an die Derivatenbörse FTX abzugeben. FTX will Uniswap zukünftig weiter betreiben.

Noch ist unklar, wie viel Wahrheit hinter den Worten des Entwicklers und seinen Plänen steckt. Ein klassischer Exit Scam, bei dem sich die Verantwortlichen aus dem Staub machen und das Projekt liegen lassen, scheint in diesem Fall nicht vorzuliegen. Dennoch bleiben Zweifel, ob ein Projekt dieser Art ohne den Gründer und Visionär zu einem Erfolg geführt werden kann.

Über Jens Kerkmann

Jens interessierte sich bereits während seines Studiums im Bereich Wirtschaftsinformatik für die Themen Kryptowährungen und Blockchain-Technologie. Bis heute begleitet ihn die Materie in seinem Alltag und Berufsleben und er ist als Autor für Ratgeberartikel und Nachrichten aus dem Blockchain- und Digitalisierungsumfeld tätig.

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