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Nordkorea dementiert Beteiligung an Krypto-Hacks


Überblick:

  • Nordkorea soll an Hacks beteiligt gewesen sein, die Kryptowährungen im Wert von 2 Milliarden US-Dollar einspielten
  • Die nordkoreanische Regierung dementierte nun diese Beteiligung
  • Recherchen zeigen Aktivitäten von Nordkorea in dem Sektor seit 2017 auf

Nordkorea dementiert die Beteiligung an Hacks von Krypto-Börsen. Schon seit 2017 gab es immer wieder Berichte über die Aktivitäten im Bereich der Kryptowährung der kommunistischen Diktatur Nordkoreas.

Um sich militärisch weiterzuentwickeln, waren dem Staat in der Vergangenheit viele Mittel recht, um an ausländische Devisen zu gelangen.

Da ist es nur logisch, dass man dort auch einen Blick auf Kryptowährungen wirft.

Nordkorea und die Kryptowährungen

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Im August 2019 berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass Nordkorea durch mehrere Hacks von Banken und Kryptowährungsbörsen insgesamt Kryptowährungen im Wert von rund 2 Milliarden US-Dollar erbeutet haben soll, um damit ihr Massenvernichtungswaffen Programm zu finanzieren.

Diesen Vorwurf wies Nordkorea nun am Sonntag, dem 1. September 2019, zurück und beschuldigte die Vereinigten Staaten, Gerüchte verbreitet zu haben.

Die staatlich geführte nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA zitierte eine Erklärung des Sprechers des Nationalen Koordinierungsausschusses der DVRK für die Bekämpfung der Geldwäsche und die Bekämpfung der Finanzierung des Terrorismus:

„Die Vereinigten Staaten und andere feindliche Kräfte verbreiten jetzt unheilvolle Gerüchte. […] Eine solche Fälschung durch die feindlichen Kräfte ist nichts anderes als eine Art böses Spiel, das darauf abzielt, das Image unserer Republik zu beschmutzen und eine Rechtfertigung für Sanktionen und Kampagnen gegen die DVRK zu finden.”

Trotz der drei Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Führer Kim Jong-un kam Washington ihrem Ziel, Nordkorea dazu zu bringen, sein Atomwaffenprogramm aufzugeben, nicht näher.

Dieser Disput dürfte das Problem nicht entschärfen. Der stellvertretende Außenminister Nordkoreas kritisierte bereits am Samstag die jüngsten Äußerungen Mike Pompeos, der Nordkorea „schurkisches Verhalten“ vorwarf.

Die Vorgeschichte: Der 2 Milliarden USD Hack

nordkorea-hacker

Ein vertraulicher Bericht der Vereinten Nationen besagt, dass Nordkorea seine Massenvernichtungswaffen mit Krypto- und FIAT-Währungen finanziert.

Diese sollen von Banken und Börsen gestohlen worden sein. Der Bericht wurde von „unabhängigen Experten“ recherchiert und in der vergangenen Woche dem Sanktionsausschuss des UN-Sicherheitsrates Nordkorea vorgelegt.

Laut Reuters gab Nordkorea auf Nachfrage zu dem Bericht bei den Vereinten Nationen keinen Kommentar dazu ab.

Untersucht wurden Berichte von mindestens 35 gemeldeten Fällen in 17 Ländern von Akteuren der DVRK. Diese sollen Finanzinstitute, Kryptowährungsbörsen und Mining-Anlagen zur Erzielung von Deviseneinnahmen angegriffen haben. Arbeiten sollen diese Hacker für das „Reconnaissance General Bureau“, einer Geheimdienststelle, die geheime Operationen durchführt.

Dem U.N. Report zufolge wurde der Fokus auf Krypto-Börsen bewusst gewählt, da die Einnahmen aus diesen Hacks schwieriger zu verfolgen sind und weniger staatlicher Aufsicht unterliegen, als traditionelle Bankgeschäfte.

Eine Sprecherin des US-Außenministeriums:

„Wir fordern alle verantwortlichen Staaten auf, Maßnahmen zu ergreifen, um der Fähigkeit Nordkoreas entgegenzuwirken, bösartige Cyber Aktivitäten durchzuführen, die Einnahmen generieren, die seine rechtswidrigen WMD- und ballistischen Raketenprogramme unterstützen.“

Doch diese Vorwürfe gibt es nicht erst seit 2019. Schon 2018 berichtete eine südkoreanische Agentur über mögliche Verbindungen von Nordkorea und dem Hack der Coincheck Börse. Dieser Hack führte zu einem Diebstahl von mehr als 500 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen.

Weiterhin berichteten ungenannte Quellen aus westlichen Geheimdienstkreisen Anfang des Jahres, dass Nordkorea zwischen Januar 2017 und September 2018 mindestens 571 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen gestohlen hätten.

Ein weiterer Bericht der Nachrichtenplattform Nikkei Asian Review vom 8. März 2019 geht von umgerechnet 596 Millionen EUR aus. Hierbei flossen Fälle der Jahre 2015 bis 2018 ein.

Auch einen eigenen ICO haben die Nordkoreaner bereits gestartet. „Marine Chain“ war ein in Hongkong ansässiges und war angeblich mit Nordkorea verknüpft. Am Ende war es ein klassischer ICO Scam und die Investoren verloren ihr eingesetztes Kapital.

Weitere Blockchain & Krypto-Ambitionen von Nordkorea

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Die Bemühungen bezüglich Kryptowährungen drehen sich in Nordkorea jedoch nicht immer nur um das Hacken von Krypto-Börsen. So veranstaltete Nordkorea dieses Jahr zum ersten Mal eine Konferenz für Blockchain und Kryptowährung in Pjöngjang.

Der Gastgeber, ein in Spanien ansässiger koreanischer Freundschaftsverband, sagte, dass etwa 100 Personen aus der ganzen Welt an der Pyongyang Blockchain and Cryptocurrency Conference teilnahmen, die vom 18. bis 25. April in der nordkoreanischen Hauptstadt stattfand.

Geplant sei in der Zukunft eine zweite, noch größere Konferenz. Als sich die Nachricht über die erste Konferenz verbreitete, konnten es viele im Westen nicht so ganz glauben und fragten sich, ob das nicht alles ein großer Scherz sei.

Jedoch gab es bereits seit 2017 Hinweise darauf, dass die Regierung Nordkoreas Interesse an der Blockchain-Technologie und Kryptowährungen hat. Auf der Website Kim Il Sung Universität gab es im selben Jahr einen Artikel, der einen Einblick in die Sichtweise Pjöngjangs auf virtuelle Währungen.

In dem Artikel mit dem Titel „Virtuelle Währungen und wichtige Fragen bei der Verwendung“ stellte die Universität fest, dass es wichtig ist, ein tiefes Verständnis für virtuelle Währungen, einschließlich Kryptowährungen, zu haben, um das nordkoreanische Währungssystem voranzubringen. Sie seien dank ihrer Schnelligkeit und Sicherheit bereits in vielen Teilen der Welt verbreitet.

„Mit anderen Worten, die Mittel der Finanztransaktionen bewegen sich weg von den traditionellen Währungen hin zu elektronischen Transaktionen mit virtuellen Währungen“, stellte die Universität fest.

Somit kann man festhalten, dass Nordkorea die Einführung virtueller Währungen grundsätzlich positiv bewertet und davon ausgeht, dass seine Bürger über den potenziellen Nutzen informiert werden sollten. Da alle Universitäten staatlich kontrolliert werden, gibt es hier keine Differenzierung zwischen Meinung der Universität und der Regierung.

Motive für die Auseinandersetzung mit Kryptowährungen

Die Motive dürften allerdings eigennütziger Natur sein.

Sie zielen nicht unbedingt darauf ab, das eigene Währungssystem zu verbessern oder den Einwohnern das Leben leichter zu machen.

Nordkorea möchte Kryptowährungen akkumulieren, um so die Entwicklung seiner Massenvernichtungswaffen zu finanzieren, wie ein Bericht des Royal United Services Institute formulierte.

Kryptowährungen können unabhängig vom Standort erworben werden und ermöglicht es Nordkorea mit vielen Ländern der Welt zu handeln, ohne durch Sanktionen eingeschränkt zu werden.

Choi Hwa-in, Leiterin des Blockchain Campus sagte, dass die Blockchain-Konferenz ein Schritt gewesen sei, um zu beweisen, dass man über die Fähigkeiten verfügt, Kryptowährungen zu sammeln und zu nutzen und es eine Art Warnbotschaft an die internationale Gemeinschaft ist.

Auch Kwon Hun-Young, Professor an der Graduate School of Information Security der Korea University glaubt, dass Nordkorea seine Bemühungen verstärkt, sich in diesem Bereich weiterzuentwickeln, um Vorteile daraus zu ziehen.

Kryptowährungen zum Umgehen von Sanktionen

Nordkorea ist nicht das einzige von der Weltgemeinschaft sanktionierte Land, welches probiert diese Sanktionen durch Kryptowährungen zu umgehen oder zumindest zu mildern.

Auch der Iran und Venezuela wurden auf diese Möglichkeit aufmerksam. So entwickeln vier iranische Banken (Parsian Bank, the Bank Pasargad, Bank Melli Iran und die Bank Mellat) eine durch Gold gestützte Kryptowährung mit dem Namen PayMon.

Venezuela startete den „PETRO“, einen Coin der nach Aussagen der Regierung durch die Ölreserven des südamerikanischen Staates gedeckt sein soll.

Kryptowährungen als neues Finanzierungsmittel für Staaten?

Zugegeben, die Wege, über die sich Nordkorea Kryptowährungen beschafft, sind höchst illegal.

Sie werden letztlich nur dazu führen, dass sich das Land weiter von der Weltgemeinschaft entfernt. Jedoch ist es ein genereller Fingerzeig auf die Möglichkeiten, die Staaten heutzutage durch Kryptowährungen haben.

In der Theorie und unter Beachtung der Gesetze und Regularien bieten sie gerade kleineren Staaten große Vorteile beim Verwalten und Senden von Kapital.

Im Falle von Nordkorea können wir gespannt sein, welche Verstrickungen sich im Bereich der Kryptowährungen noch auftun werden.

Ich persönlich denke, dass wir bisher nur die Spitze des Eisbergs gesehen haben und weitere Untersuchungen internationaler Gremien mehr zum Vorschein bringen werden.

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Autor
Yannick "Cryptonator1337" Eckl
Vollzeit Krypto- & Blockchain Experte seit 2017. Yannick hat sich vor allem auf Fundamentalanalysen und investigative Recherchen spezialisiert. Auf Twitter folgen ihm mehr als 30.000 Krypto-Enthusiasten.


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