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Bankenverband möchte digitalen Euro einführen


Überblick:

  • Bankenverband fordert öffentlich einen digitalen Euro
  • Programmierbares Geld wird als nächster Meilenstein der Digitalisierung gesehen
  • Staaten und Zentralbanken müssen laut Bankenverband die alleinige Kontrolle über Währung haben

200 Banken und 11 Mitgliedsverbände fordern eine digitale Währung für die EU.

Während Stablecoins wie Libra höchstwahrscheinlich nicht erlaubt werden, möchte man an offiziellem digitalem Geld arbeiten.

Finanzminister Olaf Scholz schließt sich den Forderungen an, die Politik steht hinter einem digitalen Euro.

Digitaler Euro: Der nächste Schritt für unser Währungssystem?

In einem Papier des Bankenverbandes, der mehr als 200 private Geschäftsbanken und elf Mitgliedsverbände vertritt, erklärten die Banken am 30. Oktober, dass die „Wirtschaft einen programmierbaren digitalen Euro braucht“.

Die Erklärung dürfte mit der zuvor vielfach geäußerten Kritik an dem Stablecoin Libra von Facebook und der Libra Foundation zusammenhängen. Die Geldpolitik liegt in der Verantwortung des Staates, so der Bankenverband.

In dem Papier heißt es, dass die Verantwortung für das Währungssystem bei souveränen Nationalstaaten liegt. Jede von Banken oder privaten Unternehmen bereitgestellte Währung muss in ein staatlich bestimmtes System passen.

„Alles andere würde letztendlich zu Chaos und Instabilität führen“, so der Verband.

Was ist „digitales Geld“?

In der Erklärung des Bankenverbandes findet sich auch eine Erklärung des Begriffs „digitales Geld“. Bereits heute sind wir im alltäglichen Leben von digitalem Geld umgeben.

Zum Beispiel bei Überweisungen, Lastschriften, Scheck- oder Kartenzahlungen. Kryptowährungen wie Libra und Bitcoin sind lediglich neue Formen digitalen Geldes, von denen man bis jetzt nicht weiß, wie man mit ihnen umgehen soll.

“Sicher ist zunächst einmal, dass mit der Entwicklung von Kryptogeld die Vielfalt an digitalen Geldformen zugenommen hat.”

Hervorgehoben wird die Möglichkeit der Verbindung von digitalem Geld mit Smart Contracts, wie z. B. bei Ethereum. In diesem Fall spricht der Bankenverband von „programmierbarem Digitalgeld“, von dessen wachsender Bedeutung für die Wirtschaft man überzeugt ist:

digitales geld

Gemeinsame Währung mit einheitlicher Zahlungsplattform

Die Banken plädieren für einen krypto-basierten digitalen Euro, der, wie sie behaupten, unter der Bedingung geschaffen werden sollte, dass auch eine gesamteuropäische Zahlungsplattform eingerichtet wird:

„Der Nutzer eines digitalen Euro – ob Mensch oder Maschine – muss eindeutig identifizierbar sein. Dies erfordert einen europäischen oder, noch besser, einen globalen Identitätsstandard.

Bei jeder Form von digitalem Geld sollten die Kunden anhand eines Standards identifiziert werden, der genauso streng ist wie der Standard, den Banken und andere verpflichtete Unternehmen nach dem derzeitigen Rechtsrahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche und der Terrorismusfinanzierung anwenden müssen“.

Nach Ansicht des Bankenverbandes kann ein wettbewerbsfähiges Zahlungssystem jedoch nur auf einem gemeinsamen Standard und einer gemeinsamen Währung basieren. Ein großer Vorteil wären die niedrigeren Transaktionskosten, die auch den Kunden zugutekommen wird.

Obwohl die deutschen Banken davon überzeugt sind, dass diese Form des digitalen Geldes in einer digitalisierten Wirtschaft rasch an Bedeutung gewinnen wird, erklären sie, dass das bestehende Währungssystem nicht „durch die Bereitstellung von krypto-basierten digitalem Geld gefährdet werden darf“.

Positionen des Bankenverbandes

bankenverband

  1. Jedes Wirtschaftssystem benötigt eine stabile Währung, um zu funktionieren, es ist ein Kernelement staatlicher Souveränität.
  2. Die technologischen Fortschritte haben das Potenzial die Währungssysteme nachhaltig zu verändern und sind ein wichtiger Baustein der zukünftigen Digitalisierung.
  3. Die Banken sollen bei dieser Digitalisierung von Währungen eine Vorreiterrolle einnehmen, um einen digitalen Euro zu entwickeln, der Interoperabilität mit dem vorhandenen Giralgeld sicherstellt.
  4. Währungen basieren auf Vertrauen. Um das Vertrauen in einen digitalen Euro zu schaffen, müssen die höchsten staatlichen Regulierungsstandards beachtet werden. Das Ausgeben und Verwahren von digitalen Währungen muss den gleichen Gesetzgebungen unterliegen wie herkömmliche FIAT-Währungen.
  5. Der Bankenverband erwartet, dass die nötigen Schritte seitens der Gesetzgeber veranlasst werden um die Grundlage für solche staatlichen, digitalen Währungen zu schaffen.
  6. Dazu gehört auch die Sicherstellung der Identität von Nutzern dieser digitalen Währungen. Der Identifikations-Standard soll genauso hoch sein wie bereits jetzt bei Bankgeschäften üblich.
  7. Steuerrechtlich sind Fragen der Einordnung von digitalem Geld zu treffen, z. B. die Differenzierung zwischen Währung und Wirtschaftsgut und wie man mit dem Steuervollzug bei Führung von Wallets in Drittstaaten umgeht.
  8. Schutzmechanismen wie die Einlagensicherung bis 100.000 Euro sollen auch für digitales Geld gültig sein.

Kritik gegen Libra von Facebook und der Libra Foundation

Libra - Facebooks Kryptowährung sorgt für Kontroverse

Eine private globale digitale Währung wie Libra von Facebook, die mit den offiziellen Währungen der Weltwirtschaft konkurriert, wäre höchstwahrscheinlich eine Quelle erheblicher wirtschaftlicher und politischer Konflikte, so der Bankenverband.

Die Banken fordern die nationalen und internationalen Entscheidungsträger auf, verantwortungsbewusst zu handeln und sicherzustellen, dass der Wettbewerb mit privaten Währungen nicht erlaubt ist.

Während ein digitaler Euro attraktiv erscheint, kritisieren deutsche Beamte Kryptowährungen wie Libra und Bitcoin, da hier keine Kontrolle durch staatliche Institutionen gegeben ist.

Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz schloss sich ähnlichen Ansichten an. Als er sich kürzlich für die Einführung eines digitalen Euros aussprach, erklärte er, dass ein solches digitales Zahlungssystem für Europa von Vorteil wäre. Man dürfe das Feld nicht China, Russland, den USA oder anderen privaten Anbietern überlassen sollte.

Deutscher Bundestag: Bitcoin ist kein echtes Geld

Eine Anfrage der FDP führte dazu, dass der Deutsche Bundestag am 28. Oktober eine Erklärung veröffentlichte, welche zeigt, dass man Kryptowährungen, wie Bitcoin nicht für echtes Geld hält.

Kryptowährungen besitzen laut der Erklärung nur einen kleinen Teil der Funktionen, die man von traditionellem Geld erwartet. Die Erklärung definiert die grundlegenden Merkmale des Geldes wie folgt:

  • Tausch und Zahlungsmittel
  • Wertaufbewahrung
  • Rechnungseinheit

Es wurde darauf hingewiesen, dass die Volumen der mit Kryptowährungen durchgeführten Zahlungen im Vergleich zu FIAT-Währungen sehr gering sind. Auch der Aspekt des Wertaufbewahrungsmittels wurde torpediert. Die übermäßige Volatilität von Kryptowährungen würden mehr Probleme schaffen, als zu lösen.

Stablecoins wie Libra könnten da zwar Abhilfe schaffen, jedoch möchte man keine Alternativen zu staatlichen Währungen etablieren, weshalb man sich über die Genehmigung solcher Währungen noch im Unklaren sei.

Fazit: Digitaler Euro wird zwangsläufig kommen

Aus Sicht der Banken und Regierungen ist eine programmierbare digitale Währung wie der vorgeschlagene digitale Euro ein konsequenter Schritt. Es ist verständlich, dass diese beiden Parteien ein großes Interesse daran haben, ein staatliches Geldmonopol zu wahren.

Die kritische Haltung gegenüber Kryptowährungen wie Bitcoin in den vergangenen Jahren oder auch Libra in den letzten Wochen und Monaten ließen bereits vermuten, dass Forderungen nach einer solchen Währung immer mehr Zulauf bekommen werden.

Auch andere Länder, insbesondere China, widmen sich diesem Thema und werden eines Tages eine digitale Währung einführen.

Die Abschaffung des Bargelds zeichnet sich seit Jahren ab und es könnte meiner Meinung nach schon in ein oder zwei Jahrzehnten ein Relikt der Vergangenheit sein.

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Autor
Yannick "Cryptonator1337" Eckl
Vollzeit Krypto- & Blockchain Experte seit 2017. Yannick hat sich vor allem auf Fundamentalanalysen und investigative Recherchen spezialisiert. Auf Twitter folgen ihm mehr als 30.000 Krypto-Enthusiasten.


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