Wenn Du schon seit geraumer Zeit in der Thematik „Kryptowährungen“ unterwegs bist, hast Du höchstwahrscheinlich bereits von Krypto-Derivaten gehört.
Dahinter vermutet man zunächst krude Finanzgeschäfte, nicht selten mit einem Hauch der Unseriösität. Doch Krypto-Derivate sind nicht so schlecht wie ihr Ruf.
Sie sind ein legitimes Finanzinstrument, das auf den traditionellen Märkten schon seit Ewigkeiten Verwendung findet.
In diesem Artikel erkläre ich Dir, was Krypto-Derivate eigentlich sind, wie die Regularien in der EU dazu aussehen und welche Anbieter es in der EU für den Handel mit solchen Derivaten gibt.
Inhaltsverzeichnis
Was sind eigentlich Krypto-Derivate?
Krypto-Derivate sind ein Sammelbegriff für verschiedene Finanzinstrumente, die ursprünglich auf den traditionellen Finanzmärkten angewandt wurden.
Es handelt sich dabei im Kern um Finanzkontrakte zwischen zwei oder mehr Parteien, der auf einem zukünftigen Preis eines bestimmten Basiswertes basiert.
Die Parteien wetten also auf den zukünftigen Preis eines Assets. Die Höhe der Profite, die man durch solch einen Kontrakt-Handel erzielen kann, richtet sich also nach der Preisänderung des Basiswertes.
Besonders beliebt sind Derivate für Währungen, Rohstoffe, Anleihen und Aktien. Doch durch die sich steigernde Beliebtheit von Kryptowährungen wie Bitcoin, die zudem sehr volatil sind, wurden auch Krypto-Derivate immer beliebter.
Wozu benötigt man Krypto-Derivate?
Derivate können vielfältig eingesetzt werden. Wenn es um Krypto-Derivate geht, dürfte die Spekulation zweifelsohne der größte Anwendungsbereich sein, zumindest derzeit.
Denn eigentlich erfüllen Derivate auch ganz andere Zwecke. So ist es möglich, sich durch Derivate vor fallenden Kursen zu schützen. Gerade Bitcoin-Miner nutzen gerne Bitcoin-Derivate, um einen möglichen Preisabfall besser zu verkraften.
Welche Formen von Krypto-Derivaten gibt es?
Innerhalb der Derivate gibt es verschiedenste Formen von Kontrakten. Die gängigsten möchte ich Dir im Folgenden einmal vorstellen:
CFDs:
- „Contract for Difference“ = Differenzkontrakt
- Kauf oder Verkauf bedeutet nicht tatsächlichen Handel des Basiswertes, es werden lediglich Kontrakte gehandelt
- Ein Bitcoin CFD spiegelt immer den Marktpreis eines Bitcoin wider
ETFs:
- „Exchange Traded Fund“, ähnlich wie der CFD, kann aber auch mehrere Assets abbilden
- Bitcoin ETFs sind bis dato nicht existent, da die Regulatoren strenge Auflagen haben
- Jedoch sind Krypto-ETNs verfügbar, die aber nicht so sicher sind, wie ein regulierter ETF
Futures:
- Ein Future ist ein Kontrakt, bei dem die Käufer/Verkäufer die Verpflichtung haben, einen Vermögenswert zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem vorbestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen
- Eine Sonderform, beliebt bei Krypto-Derivaten, sind fortlaufende Verträge (Perpetual Contracts) ohne Ablaufdatum
Optionen:
- Eine Option ist ein Finanzkontrakt, bei dem ein Käufer das Recht (nicht die Pflicht) hat, einen Basiswert zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen
- Dabei gibt es „Put“- und „Call-Optionen“, wobei „Put“ eine Verkaufsoption und „Call“ eine Kauf-Option darstellt
Die Anzahl der verschiedenen Formen von Krypto-Derivaten hat sich in den vergangenen zwei Jahren stetig erhöht.
Heute gibt es zahlreiche Bitcoin und Altcoin Perpetual Contracts, Bitcoin Futures, Ethereum Futures, diverse Möglichkeiten des Options-Handels, ETNs und auch ein ETF scheint in den nächsten Jahren unabdingbar.
Während viele Anbieter in Jurisdiktionen wie den Seychellen agieren, um vor der strengen Hand der Regulatoren geschützt zu sein, gibt es auch Plattformen, die sich an geltendes EU-Recht halten.
Doch wie sieht dieses Recht aus? In welchem Maße ist der Handel mit Krypto-Derivaten in der Europäischen Union möglich?
Welche Regularien gelten für Kryptowährungen in der EU?
Bevor wir zu den konkreten Regularien der EU für Krypto-Derivate kommen, werfen wir einen Blick auf die grundlegenden Gesetze zum Thema Kryptowährungen.
Die fünfte Anti-Geldwäsche-Richtlinie (AMLD5) weitete die Vorschriften der EU zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismus auf virtuelle Währungen aus.
Diese Änderung wurde am 19. Juni 2018 bekannt gegeben. Alle 28 EU-Mitgliedsstaaten mussten diese Richtlinie bis zum 10. Januar 2020 umsetzen.
Die Europäische Kommission erklärte, dass „in der EU Kreditinstitute und andere Finanzinstitutionen gemäß der Richtlinie (EU) 2015/849 (AMLD4) zur Anwendung von CDD [Customer Due Diligence]-Maßnahmen verpflichtet sind“, und führte aus:
“Die Richtlinie (EU) 2018/843 (AMLD5) wird, sobald sie in die Gesetzgebung der Mitgliedsstaaten umgesetzt ist, die Liste der verpflichteten Einrichtungen auf virtuelle Währungsbörsen und Anbieter von Custodian Wallets erweitern.”
Als „verpflichtete Einrichtungen“ unterliegen Anbieter von Kryptowährungen und dazugehörigen Derivaten nun den gleichen regulatorischen Anforderungen wie Banken und andere Finanzinstitutionen, einschließlich der Registrierung bei den Finanzbehörden.
So müssen sich Nutzer eindeutig mit ihrem Personalausweis und anderen Dokumenten verifizieren.
Der Änderungsantrag schlägt außerdem vor, dass die Mitgliedsstaaten zentrale Datenbanken mit den Identitäten der Krypto-Benutzer und den Adressen der Brieftaschen einrichten und die nationalen Finanzbehörden autorisieren, auf die darin gespeicherten Informationen zuzugreifen:
„Um die mit der Anonymität verbundenen Risiken zu bekämpfen, sollten die nationalen Finanzfahndungsstellen (FIUs) in der Lage sein, Informationen zu erhalten, die es ihnen ermöglichen, Adressen von virtuellen Währungen mit der Identität des Eigentümers der virtuellen Währung in Verbindung zu bringen.”
Diese regulatorischen Anpassungen waren zu erwarten und ergeben im Gesamtbild durchaus Sinn.
Wie steht die EU zu dem Handel mit Krypto-Derivaten?
Doch wie sieht es jetzt genau mit den Krypto-Derivaten aus?
Diese sind gewissermaßen ein Spezialfall, da es hier nicht um den Handel mit Kryptowährungen direkt geht, da nur Kontrakte gehandelt werden.
Dazu kommt, dass man Derivate mit einem Hebel handeln kann. Das bedeutet, man handelt mit einer „Margin“. Das ist ein Grundbetrag auf Deinem Handelskonto.
Angenommen Deine Margin beträgt 1.000 EUR und Du handelst mit einem x10-Hebel. Effektiv kannst Du so mit 10.000 € handeln, was zeitgleich nicht nur Deine Profit-Chancen, sondern natürlich auch Deine Verlust-Chancen drastisch erhöht.
Dieser Hebel-Handel ist in der Kryptoszene zu einem umstrittenen Thema geworden, da man mit bis zu x100-Hebel handeln kann. Etwas, was selbst bei erfahrenen Profis mehr Glücksspiel ist, als Können.
Regulatoren hatten bereits zuvor Regeln über die maximalen Hebel, die Handelsplattformen anbieten dürfen. Auch für Kryptowährungen existieren inzwischen konkrete Regeln, die von den Anbietern beachtet werden müssen.
In der Europäischen Union ist für solche Angelegenheiten die ESMA (European Securities and Markets Authority) zuständig.
Die ESMA ging davon aus, dass trotz aller vorherigen Regulierungen im Zusammenhang mit Derivaten Nachbesserungsbedarf besteht.
Daher wurden ab dem 1. Mai 2019 neue Regularien eingeführt, auch für den Handel mit Krypto-Derivaten. Dabei ging es vorrangig um den maximalen Hebel, den Händler auf Handelsplattformen verwenden können:
- 30:1 für FIAT-Währungen
- 20:1 für Gold und Aktien-Indizes
- 10:1 für andere Rohstoffe
- 5:1 für einzelne Aktien und andere Werte
- 2:1 für Kryptowährungen
Diese neuen Vorschriften sollen den Anlegerschutz verbessern. Insbesondere bei Kryptowährungen hält die ESMA den Handel für äußerst riskant und diktierte deshalb den maximalen Hebel von gerade mal 2:1. Jedoch gelten für professionelle Händler unter Umständen Sonderregelungen.
Welche Anbieter ermöglichen den Handel mit Krypto-Derivaten?
eToro
eToro ist für seine unterhaltenden Werbespots bekannt, die in der letzten Zeit auch immer häufiger das Thema Kryptowährungen aufgegriffen haben.
Auf eToro kannst Du wie auch auf Plus500 Krypto-CFDs handeln. Dabei bietet die Handelsplattform allerdings viel mehr Krypto-Derivate an, als der Konkurrent.
So lassen sich hier neben Bitcoin, Ethereum und Litecoin auch Tezos, IOTA, ADA oder DASH handeln.
Überdies bietet eToro eine sogenannte „Copy-Trading“-Funktion. Hierbei kannst Du die Trades eines anderen Händlers spiegeln und somit an seinem (Miss-)Erfolg partizipieren.
Bei der Auswahl eines geeigneten Anbieters solltest Du immer darauf achten, dass die Firma eine gültige Lizenz nach aktuellem EU-Recht besitzt.
Fazit
Krypto-Derivate werden mit Sicherheit weiter an Beliebtheit und infolgedessen an Handelsvolumen zulegen.
Gerade für institutionelle Investoren bieten Derivate wie Bitcoin Futures und Optionen eine vielversprechende Möglichkeit, an den Märkten zu partizipieren, ohne direkt in das Asset investieren zu müssen.
Natürlich gibt es für die Händler größere Risiken, als beim Spot-Trading, da sie einen Hebel anwenden können. Dieser ist in der EU jedoch auf 2:1 limitiert, um die Retail-Händler zu schützen.
Solltest Du das Handeln mit Krypto-Derivaten selbst ausprobieren wollen, beispielsweise auf eToro, solltest Du Dir stets der Risiken bewusst sein.