Überblick:
- Wirecard AG meldet Insolvenz an
- Pleite beeinflusst auch den Krypto-Sektor
- TenX, Crypto.com und weitere in der Bredouille
Die Pleite von Wirecard ist einer der größten Wirtschaftsskandale, die Deutschland jemals gesehen hat.
Während es bereits in der Vergangenheit Probleme gab, fehlten nun 1.9 Milliarden Euro in der Bilanz.
Es folgte der versäumte Jahresabschluss, der Verlust von laufenden Krediten und schlussendlich die Insolvenzanmeldung.
Wirecard – vom Shootingstar zum Ikarus
Wirecard galt als eines der deutschen Vorzeige-Unternehmen überhaupt. Über die letzten Jahre hatte sich der Konzern stetig weiterentwickelt und agierte nicht nur als Abwickler von Zahlungen, sondern streckte seine Fühler auch in andere Geschäftsbereiche aus. So lancierten sie auch gemeinsam mit Krypto-Unternehmen wie Crypto.com Debit-Karten, die mit VISA/Mastercard gelabelt wurden.
Trotz einiger Skandale in der Vergangenheit gab es unter Anlegern nicht all zu viel Sorge, dass es eine schwierige Zukunft geben könne. Was folgte, war ein schwarzer Schwan – ein unvorhersehbares Ereignis.
Wie sich herausstellte, fehlten in der Wirecard Bilanz knapp 2 Milliarden Euro. Gelder, die laut des Unternehmens von einem Treuhänder auf den Philippinen verwaltet wurden. Als die philippinische Bank verkündete, keine Geschäftsbeziehung zu Wirecard zu unterhalten, begann der Abstieg.
EY verweigerte den Stempel für den Jahresabschluss, Wirecard verkündete, dass diese Gelder “höchstwahrscheinlich” nicht existieren, Markus Braun (ehemaliger CEO) wurde verhaftet und kam kurz darauf auf Kaution frei, Vorstandsmitglieder wurden gefeuert und am gestrigen Tage wurde der Insolvenzantrag eingereicht.
Die Aktie fiel innerhalb weniger als zwei Wochen von gut 100 Euro auf aktuell knapp 2 Euro. Das Unternehmen steht vor dem Ende und es stellt sich für Krypto-Anleger nun die Frage, wie diese Pleite den Krypto-Sektor beeinflussen könnte.
Wirecard-Pleite: Britische FCA stoppt Betrieb von Crypto.com & TenX Karten
This morning, the FCA effectively shut down Wirecard UK, the issuer of our cards in Europe.
Our EU/UK cards will stop working today. All customers will receive 100% credit back to their crypto wallets within 48 hours.
We’re moving the card program to a new vendor. https://t.co/jEdxMuwipq
— Kris | Crypto.com (@Kris_HK) June 26, 2020
Viele Anbieter von Krypto Debit-Karten bringen ihre Karten zusammen mit Tochterfirmen von Wirecard auf den Markt, da diese direkt mit VISA und Mastercard abwickeln. Das ist essentiell, da die Karten nur so weltweit für die verschiedensten Zahlungen eingesetzt werden können. Einige Unternehmen haben lange darauf gewartet, einen Partner wie Wirecard zu finden, um diese Karten langfristig anbieten zu können. Dies könnte jetzt problematisch werden.
Während sich Unternehmen wie crypto.com ursprünglich weigerten, ein offizielles Statement zu der aktuellen Lage abzugeben, berichtete heute TheBlock, dass die britische Financial Conduct Authority (FCA) Tochtergesellschaft Wirecard Card Solutions (WCS) suspendiert habe, wodurch diese ihre Geschäfte einstellen muss.
WCS stellte z.B. die Karten für Crypto.com und TenX aus. Eine Entscheidung der Behörden in Singapur in Hinsicht auf die dort ansässige Tochtergesellschaft (Wirecard Singapore) steht noch aus.
Erinnerungen an Wavecrest
Es ist nicht der erste Fall, in dem die Abhängigkeit zwischen Krypto-Unternehmen und Karten-Anbieter Probleme mit sich bringt. 2018 verlor der Dienstleister Wavecrest bereits seine VISA-Lizenz.
Es handelte sich dabei um einen Anbieter auf Gibraltar, der für Anbieter wie TenX und Bitwala die Karten bereitstellte. Die beiden Unternehmen benötigten einiges an Zeit, um einen neuen Anbieter zu finden. TenX wählte Wirecard, Bitwala die in Berlin ansässige SolarisBank.
Das führt zu den aktuellen Ängsten für alle Unternehmen, die mit Wirecard zusammen gearbeitet haben und die aktuelle Entscheidung der britischen FCA ist eindeutig.
Fazit: Die Suche beginnt erneut!
Für alle Kooperationspartner von Wirecard in der Krypto-Industrie beginnt die Suche nach einem neuen Partner nun erneut. Ich halte es für fraglich, ob kurzfristig eine adäquate Lösung gefunden werden kann.
Die Problematik sind nicht nur die Unternehmen an sich, sondern auch die verschiedenen regulatorischen Probleme, die zum Teil je nach geographischer Lage variieren.