Die Gaming-Industrie ist gerade in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen – bessere Internetverbindungen, schnellere Computer und nicht zuletzt der Mobile-Gaming-Markt haben dafür gesorgt, dass Gaming schon lange nicht mehr nur eine Nische ist.
2020 konnte der Industriezweig sogar höhere Umsätze als Filme, Musik oder Sport einfahren. Kein Wunder also, dass der Sprung hin zur Nutzung von Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie in Videospielen nicht lange auf sich warten ließ.
Eine der neuesten Erfindungen der Gaming-Industrie versteckt sich hinter dem Begriff „Play To Earn“, der ein weiteres Modell zu „Pay To Play“ (P2P) und „Free To Play“ (F2P) auf dem Markt etabliert.
Doch was steckt eigentlich genau hinter diesem noch recht neuen Konzept und wie wichtig wird der Trend in der Zukunft sein?
Verschiedene Gaming-Modelle in der Übersicht
Das erste Videospiel überhaupt wurde bereits 1946 entwickelt und ein Jahr später patentiert, doch sollte es bis ins Jahr 1972 dauern, bevor Atari mit „Pong“ das erste weltweit finanziell erfolgreiche Videogame auf den Markt brachte.
Heutzutage haben sich nicht nur die Videospiele in Bezug auf die technischen Möglichkeiten stark weiterentwickelt, sondern auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen sind klar andere – so fließen mittlerweile riesige Summen in die Entwicklung.
So soll GTA 5 rund 265 Millionen US-Dollar in der Produktion gekostet haben und der Loot-Shooter „Destiny“ sogar 500 Millionen US-Dollar.
Entsprechend wichtig ist somit auch die Vermarktung und das Verkaufsmodell – schließlich möchten Milliarden-Unternehmen aus der Videospielbranche so erfolgreich wie möglich sein. Doch welche Modelle sind heutzutage noch zeitgemäß?
Was ist Pay To Play?
Das älteste Modell der Gaming-Industrie ist weithin als „Pay To Play“ bekannt und beschreibt in der Regel eine Einmalzahlung für den Kauf eines Videospiels.
Geboren wurde es aus der Not heraus, dass vor der Verbreitung des Internets Kunden Videogames lediglich im entsprechenden Laden kaufen konnten und ständige Updates einfach nicht möglich waren.
So wurde das Spiel einmal von den Nutzern gekauft und konnte dann für immer genutzt werden. Entwickler boten später zudem Add-Ons an, die ebenfalls einmalig gekauft werden mussten und das Hauptspiel erweiterten.
Erst mit der Weiterentwicklung des Internets wurden Online-Spiele immer beliebter – gerade Massively Multiplayer Online Role Playing Games (MMORPGs) sorgen dafür, dass auch das Abonnement-Modell immer populärer wurde.
Hier müssen Nutzer nicht nur häufig das Hauptspiel selbst kaufen, sondern auch eine monatliche Rate zum Spielen zahlen.
Viele Jahre lang wurde zudem gerade bei AAA-Titeln ein „Premium Season Pass“ angeboten. Hier wird nicht nur das Hauptspiel verkauft, sondern auch eine Vielzahl an DLCs (Downloadable Content). Allerdings ist diese Praxis heutzutage eine Seltenheit geworden und weicht häufig einem Free-To-Play-Modell.
Was ist Free To Play
Spätestens seit dem Mobile Gaming ein Milliardengeschäft darstellt, hat sich „Free To Play“ zum beliebtesten Geschäftsmodell für Entwickler gemausert.
Die Idee dahinter ist so einfach wie genial: Ein Großteil des (Grund)Spiels wird vollkommen kostenlos angeboten – es entfallen also die häufig hohen Vorkosten von Pay To Play, denn das Videogame muss nicht teuer eingekauft werden.
Stattdessen lässt sich das Spiel einfach herunterladen und jeder Nutzer kann ohne Investition von Geld sofort durchstarten.
Die Entwickler verdienen dabei in der Regel durch das Einblenden von Werbung und/oder dem Verkauf von sogenannten Microtransactions (MTX) – bei letzterem handelt es sich in der Regel um eine Ingame-Währung, die dazu genutzt werden kann, im Spiel verschiedene Boni freizuschalten.
Diese reichen von Zeitersparnis hin zum Kauf von Ingame-Skins (also alternativer Darstellungen und Kleidungsstücke für Charaktere) und starker Gegenstände, die einen sofortigen Fortschritt im Spiel ermöglichen.
Gerade letzteres wird häufig als „Pay-to-Win“ bezeichnet und wird in der Gaming-Szene kontrovers diskutiert, da Spieler fehlende Zeit und Fähigkeiten durch den Einsatz von Geld aufholen können.
Was also ist Play To Earn?
Hinter dem Begriff „Play To Earn“ versteckt sich ein noch recht junges Modell, das sich in der Regel an dem Free-To-Play-Konzept orientiert, denn auch hier sind viele Games zumindest in der Grundvariante kostenlos nutzbar.
Einige Anbieter erwarten jedoch vorab, dass Spieler sich Ingame-Tokens kaufen. Der Unterschied zu F2P ist jedoch groß: Bei Play-To-Earn-Spielen können Nutzer wertvolle digitale Inhalte erspielen – häufig in Form eines Non-Fungible Tokens (NFT) – oder sogar direkt Kryptowährungen erhalten.
Die Idee dahinter ist simpel: Die Nutzer können durch verschiedene Aktionen und Ingame-Erfolge unterschiedliche Gegenstände freispielen – von Skins bis zu starken und seltenen Rüstungen oder Waffen gibt es eine Vielzahl von limitierten Items.
Dabei wird das rechtliche Eigentum der verschiedenen Gegenstände durch das Erspielen direkt an den jeweiligen Nutzer übertragen, der daraufhin das Item entweder behalten oder verkaufen kann.
Je seltener dabei der erspielte Gegenstand ist und je mehr Spieler sich für diese Rarität interessieren, desto höher ist natürlich am Ende der Verkaufspreis.
Durch eine aktive Teilnahme am Spiel und das Anwerben neuer Mitstreiter können also die Spieler den Wert der erspielten Gegenstände steigern. Eine aktive Community ist also ideal für die Wertsteigerung der verschiedenen NFTs.
NFTs und Blockchain-Technologie
Die erwähnten Non-Fungible Tokens (NFTs) haben für die Spieler den Vorteil, dass die jeweiligen Gegenstände rechtlich betrachtet nun als Eigentum angesehen werden.
Die Entwickler haben also keine Möglichkeit darauf, das jeweilige NFT abzuändern oder aus dem Account zu entfernen, sobald der emittierte NFT erst einmal den Besitz gewechselt hat.
Das ist ein großer Vorteil im Vergleich zu Spielen wie Counter-Strike: Global Offensive oder Fortnite, denn hier gehören die erspielten Skins dem Unternehmen und nicht dem Spieler.
Darüber hinaus ist jeder NFT einmalig und lässt sich weder kopieren noch fälschen. Allerdings haben die Entwickler die Möglichkeit, gleiche Gegenstände in limitierter Form zu erstellen.
Es kann also zum Beispiel durchaus sein, dass ein besonders seltenes Schwert fünfmal im Spiel vorkommt.
Die NFTs oder die ausgegebenen Kryptowährungen werden dabei über die Blockchain-Technologie tokenisiert, was eine hohe Sicherheit für Accounts und Gegenstände bietet. So können die Nutzer sicher sein, dass die erspielten Wertgegenstände nicht einfach gestohlen werden.
Die Vorteile für Entwickler
Free To Play ist aktuell ganz klar der lukrativste Markt für Spieleentwickler, verdienen doch die Top-Spiele über 300 Millionen US-Dollar im Jahr.
Jedes Entwicklerstudio muss sich also gezwungenermaßen die Frage stellen, warum das Play-To-Earn-Modell die sinnvollere Alternative darstellen kann. Die Antwort darauf ist eigentlich einfach: Das Potenzial ist einfach enorm.
Zunächst einmal entwickeln und nutzen einige Studios bereits eine eigene Kryptowährung, deren Wert stark vom Erfolg des jeweiligen Spiels abhängig ist: Entpuppt sich ein Game als besonders populär, so steigt auch der Wert der jeweiligen Währung und die Entwickler selbst profitieren natürlich davon.
Andererseits lockt ein Play-To-Earn-Spiel nicht zuletzt auch aufgrund der sozialen Veränderungen durch Covid-19 immer häufiger Fans von Videospielen und sogar Nutzer an, die so versuchen den Lebensunterhalt zu verdienen.
Gerade im asiatischen Raum ist letzteres seit Corona besonders beliebt. Dabei investieren viele Spieler bei einem Einstieg zunächst einmal in den Kauf verschiedener Gegenstände, wodurch die Entwickler Geld verdienen.
Der Verkauf von NFTs ist dann für Spieler erst später im Spiel sinnvoll.
Doch auch die Spieler selbst profitieren von diesem Konzept: Sollten sie den Spaß am Spiel verlieren und zu einem anderen Videogame wechseln wollen, so verlieren sie nicht einfach alle erspielten Gegenstände, sondern behalten die NFTs natürlich – und können diese zudem gewinnbringend verkaufen.
Investitionsmöglichkeiten im Gaming-Bereich
Während sich viele Investoren an großen, börsennotierten Unternehmen orientieren, warten viele große Akteure der Branche häufig ab, wie sich neuere Unternehmen und Konzepte entwickeln, bevor sie sich auf diese neuen Marktansätze einlassen.
Ihre Strategie besteht oft darin, später einzusteigen, indem sie die neuen Modelle kaufen und übernehmen, wenn diese sich bewährt haben und rentabel sind.
Für Unternehmer, unabhängige Entwickler und Investoren sind die Play-To-Earn-Spiele eine ungewöhnliche Gelegenheit von Anfang an dabei zu sein:
Schöpferische Ökonomien sind zwar nicht neu, aber die Blockchain-Technologie bietet das Potenzial diese Wirtschaftsmodelle zu öffnen und das Wachstum auf ein noch nie dagewesenes Niveau zu heben.
Die Kryptowirtschaft hat das Potenzial, dass Spielergemeinschaften am Erfolg der Spiele, die sie lieben, teilhaben können.
Viele Investoren und Spieler beobachtet den aktuellen Hype um Krypto und NFT und fragen sich, wie genau die Zukunft denn aussehen wird.
Dabei besteht die Möglichkeit gerade langfristiger Investitionen, denn aktuell ist der Markt noch sehr unentschlossen.
Unter der Voraussetzung, dass qualitativ hochwertige Spiele auf den Markt kommen, könnten Blockchain-gestützte Games das am schnellsten wachsende Segment auf dem noch immer stetig wachsenden Markt der Videospiele werden.
Gamification und Kryptowährungen
Hinter dem Begriff „Gamification“ steckt ein noch recht junges Konzept, das erst im letzten Jahrzehnt von Unternehmen und Anbietern verschiedenster Art wirklich verstanden und umgesetzt wurde.
Gamification beschreibt das Anwenden von Spielelementen in einem spielfremden Kontext. So können zum Beispiel Achievements verschiedener Art in den Arbeitsalltag eingebaut werden, die zur direkten Erhöhung der Motivation führen.
Auch im Marketing hat Gamification längst Einzug gehalten und dient zum Beispiel dazu, Informationen über potentielle Kunden zu sammeln oder direkt Kundenakquise zu betreiben.
Ein prominentes Beispiel dafür stellt die kostenlose Starbucks-App dar, die nicht nur das Bezahlen vereinfachen soll, sondern auch das Sammeln von Sternen ermöglicht und sogar Menü-Challenges anbietet.
Dies führt nachweislich dazu, dass Kunden vermehrt Geld dort ausgeben.
Doch auch in der Krypto-Welt bietet es sich durchaus an, die verschiedenen Elemente der Play-To-Earn-Spiele auf andere Gebiete auszuweiten.
So könnten NFTs in verschiedener Form schon bald als Marketing-Tool eingesetzt werden – zum Beispiel um treue Kunden mit einzigartigen NFTs zu belohnen oder durch Gewinnspiele verschiedener Art neue Kunden zu locken.
Welche Play To Earn Spiele gibt es?
Aktuell steckt die Branche rund um Play To Earn zwar noch in den sprichwörtlichen Kinderschuhen, jedoch befinden sich eine ganze Reihe von Spielen schon in der Entwicklung und werden in der nahen Zukunft auf den Markt gebracht werden.
Trotzdem gibt es schon seit einigen Jahren die ersten Vertreter der Branche, die sich mit gutem Erfolg einen Platz sichern konnten. Wir haben einmal einige der beliebtesten Vertreter herausgesucht:
- Decentraland: Bereits 2017 hat Decentraland seine virtuellen Pforten für Nutzer geöffnet und bietet als sogenanntes „dezentrales Metaverse“ die Möglichkeit in der virtuellen Realität verschiedenste Sachen aufzubauen. Über die eigene Kryptowährung MANA (ein ERC-20-Token) können Spieler unter anderem virtuelles LAND kaufen und dort Spiele, Gebäude oder Ähnliches anbieten. Mittlerweile haben sich dort sogar Museen für NFTs und ein wöchentlicher Abend mit Club-Musik etabliert.
- Splinterlands: Bei diesem Play-To-Earn-Spiel handelt es sich um ein Trading-Card-Game (TCG), bei dem sich Nutzer ähnlich wie bei Hearthstone oder Magic: The Gathering mit Sammelkarten duellieren. Dabei können die Spieler in Splinterlands „Dark Energy Crystals“ (DEC) durch Quests und Duelle sammeln, die wiederum in gängige Kryptowährungen wie Bitcoin umgetauscht werden können.
- Axie Infinity: Bereits seit 2018 können sich Spieler in diesem Pokémon-ähnlichen Blockchain-Spiel mit den niedlichen Axies duellieren, sie aufziehen und züchten oder als Investment handeln. Jedes der fantastischen Tiere funktioniert dabei als ERC-721-Token und erreichen in einigen Fällen sogar Verkaufswerte im sechsstelligen Bereich.
- Lost Relics: Das Action-RPG ähnelt in seinem Grundprinzip stark Spielen wie Diablo oder Path of Exile, setzt allerdings auf einen Blockchain-Loot basierend auf Enjin, der im internen Shop oder auf einem Drittanbieter-Marketplace verkauft werden kann. Das Spiel selbst befindet sich noch immer in der Entwicklung, lässt sich allerdings schon vorab spielen und erfreut sich bereits großer Erfolge.
- F1 Delta Time: In diesem offiziell lizenzierten Racing-Game können Nutzer nicht nur an verschiedenen Turnieren und sogar einem Grand Prix teilnehmen, sondern NFTs und Kryptowährungen (Ethereum und Polygon) gewinnen. Das Spiel selbst lässt sich dabei einfach im Browser nutzen und erfordert somit kaum Aufwand zum direkten Durchstarten. Einige der NFTs werden heutzutage bereits für einen sechsstelligen Betrag gehandelt.
Viele weitere Spiele sind aktuell in der Entwicklung und werden in den kommenden Jahren vermehrt auf die Blockchain-Technologie setzen.
Es lohnt sich also definitiv, sich näher mit dem Themengebiet zu beschäftigen und genaustens zu verfolgen, wie die Videospielbranche auf den neuen Trend reagiert.
Fazit: Ein großes Potenzial für die Zukunft
Auch wenn die Play-To-Earn-Sparte wohl niemals F2P gänzlich verdrängen werden kann, so bietet der Markt doch gerade im Bereich der mobilen Devices genügend Platz für innovative Ideen.
Dabei setzen nicht ohne Grund viele Entwickler auf einen Mix aus Free-To-Play und Blockchain-Integration, denn die neue Technologie zieht immer mehr Interessenten und Investoren aus allen Bereichen an.
Gerade NFTs sind hier ein wahrer Segen für jeden Spieler, der einfach zum nächsten Game wechseln und vorab die hart erspielten Gegenstände verkaufen möchte.
Bisher war die investierte Zeit nämlich verloren gewesen, denn die wenigsten Ingame-Items lassen sich tauschen oder gar verkaufen.
Letztlich bleibt die Entwicklung in der nahen Zukunft spannend, denn wenn diese Art von Videospielen mehr und mehr Anklang finden – und zwar sowohl bei den Entwicklern als auch bei den Spielern – so könnten sich die Play-To-Earn-Spiele als nächster Megatrend erweisen.