Überblick:
- Einzelhandelsriese Walmart patentiert digitale Währung
- Ähnlichkeiten mit Libra von Facebook
- Kopplung an den US-Dollar
Walmart ist das nächste Unternehmen, welches einen eigenen Stablecoin einführen möchte. Das Patent wurde bereits Anfang 2019 angemeldet, aktuell befindet sich das Projekt in der Testphase.
Der Walmart Coin und das Stablecoin Patent
Facebooks Libra Coin war in den vergangenen Wochen ein heiß diskutiertes Thema in der Finanzwelt. Der US-amerikanische Social Network Riese möchte eine Kryptowährung an den Markt bringen, die an einen Mix aus verschiedenen Assets gekoppelt ist und einen stabilen Wert haben soll.
Libra könnte dann von allen Facebook & Whatsapp Nutzern für Transaktionen bei Partnerunternehmen dienen oder aber auch zum Versenden von Geld untereinander. Dies rief natürlich Kritiker, insbesondere in Form von Finanzregulatoren, auf den Plan.
Doch Facebook ist nicht der einzige Konzern, der an einer solchen Kryptowährung arbeitet.
Schon im Januar 2019 meldete der Einzelhandelsriese Walmart (Umsatz 2018: 500,3 Mrd. USD; Gewinn 2017: 9,9 Mrd. USD; 2,3 Mio. Beschäftigte) ein Patent für eine Kryptowährung beim U.S. Patent and Trademark Office an.
Die Nachricht darüber erreichte die Öffentlichkeit jedoch erst jetzt im Sommer 2019. Das Konzept ähnelt dem von Libra sehr, wobei der Walmart Coin nicht an verschiedene Assets, sondern ausschließlich an den US-Dollar gekoppelt werden soll. Dies wird in der Patentbeschreibung wie folgt beschrieben:
„Eine Einheit der Digitalwährung wird an eine Einheit einer normalen Währung angebunden; die Informationen der Digitalwährung werden auf Blöcken einer Blockchain gespeichert; die Digitalwährung kann gekauft werden; mit der Digitalwährung kann bezahlt werden.“
Die Kryptowährungen von Walmart und Facebook sind ähnlich
Ebenso wie Libra von Facebook, soll der Walmart Coin den oftmals finanzschwachen Kunden einen alternativen Weg für die Verwaltung ihres Geldes und Finanzierungslösungen bieten. Damit stehen sie in direkter Konkurrenz zu herkömmlichen Banken.
Es stünden direkt eine Vielzahl von Kunden bereit, die den Walmart Coin in den Filialen und bei Einzelhändlern/Partnern nutzen könnten.
Überdies würde er sich auch zur Vermögensverwaltung eignen. So möchte Walmart Haltern des Coins Zinszahlungen gutschreiben.
Bei Libra hingegen profitieren lediglich die Partnerfirmen (Validators), wie Mastercard & VISA von den sich bildenden Reservefonds des Programms. Ein weiterer Vorteil für den Nutzer wäre das leichte Wechseln gegen Bargeld (in US-Dollar).
“Mit der Digitalwährung könnten Haushalte mit geringem Einkommen, die Banken zu teuer finden, eine Alternative bei einer Institution finden, welche den Großteil ihres täglichen Bedarfs abdecken kann.” – Walmart
Die Einkaufshistorie und daraus entstehende Treuepunkte würden direkt auf der Blockchain gespeichert und gutgeschrieben.
Die Einschränkung von Käufen in bestimmten Produktkategorien, wie das Kaufverbot von Alkohol/Zigaretten für Minderjährige, wäre durch die Technologie auch einfacher umzusetzen.
Eine weitere denkbare Nutzungsmöglichkeit ist das Bezahlen der Gehälter von Walmart Mitarbeitern im Walmart Coin.
Walmart Blockchain als Supply-Chain
Für andere Zwecke experimentiert Walmart bereits seit geraumer Zeit mit der Blockchain-Technologie. Über 50 Patente mit Blockchain Bezug hat das Unternehmen bisher eingereicht.
Eines der aktuellsten Patente von Walmart China beinhaltet eine Blockchain-Plattform zur Rückverfolgung von Lebensmitteln wie Fleisch, Reis und Pilzen.
Gemeinsam mit anderen Unternehmen wie IBM, Merck und KPMG arbeiten sie darüber hinaus an einer Studie zum Ein- und Verkauf von Pharmazeutika, wobei die Supply Chain auf einer Blockchain hinterlegt werden könnte.
Weniger Hürden für Walmart Coin als für Libra
Seitdem Facebook Libra angekündigt hat, wurden sie bereits von vielen internationalen Regulierungsbehörden und Gesetzgebern kritisiert.
So äußerte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell, dass Libra „ernsthafte Bedenken“ aufwerfen würde und auch Präsident Donald Trump äußerte sich kritisch. Die gesetzgebende Seite bat Facebook sogar, die aktuelle Entwicklung von Libra einzustellen.
Dies macht die negative Grundeinstellung gegenüber Kryptowährungen und Bedenken über Verbraucher- und Datenschutz deutlich. Auch zu beachten ist der Fakt, dass Libra den Sitz in der Schweiz hat (Libra Association) und nicht allein durch den US-Dollar, sondern verschiedene Währungen und Vermögenswerte gedeckt wäre.
Walmart hat diesbezüglich weniger Hürden zu nehmen. Der Walmart Coin wäre anders als Libra allein durch den US-Dollar gedeckt.
Diese Tatsache dürfte zumindest die Fed beruhigen, da diese keine Gefahr einer parallel-existierenden „Schattenwährung“ fürchten müsse, die dem Dollar das Wasser abgräbt.
Sehr wahrscheinlich ist auch, dass sich der Walmart Konzern zunächst auf den US-amerikanischen Markt konzentrieren würde, Facebook jedoch weltweit aktiv wäre.
Wir können also davon ausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit für grünes Licht seitens der Regierung für den Walmart Coin um einiges höher ist, als für Libra.
Jedoch gibt es zum aktuellen Zeitpunkt kein konkretes Einführungsdatum, sollte die Erlaubnis erteilt werden. Insgesamt erhöht sich der Druck auf die Politik immer mehr, die mit den kommenden Entscheidungen über diese Coins ein wegweisendes Statement setzen muss.
Entwicklung am Stablecoin-Markt: Vorteile für Walmart
Der Walmart Coin könnte aus dem Stand ein voller Erfolg werden.
Jede Woche besuchen über 250 Millionen Kunden die mehr als 11.000 Walmart Filialen inkl. Partnergeschäfte in insgesamt 27 Ländern.
Im Vergleich ist Facebooks Nutzerbasis quantitativ größer. Es gibt Schätzungen, die besagen, dass von 2,7 Milliarden Nutzern (Facebook, Whatsapp, Instagram) 2,1 Milliarden Menschen die Dienste täglich nutzen.
Bei gut 30 Millionen Bitcoin Wallets, die bis dato existieren, machen diese Zahlen deutlich, was für eine Auswirkung solche Stablecoins auf das Wachstum des Marktes „Kryptowährungen“ haben können.
Über ein flächendeckendes Netzwerk von Käufern ⇔ Verkäufern verfügt jedoch nur Walmart. Dieses Netzwerk könnte die Kryptowährung direkt in der Praxis nutzen und ein hohes Volumen verursachen.
Weitere Kryptowährungen von Firmen
Neben Walmart und Libra gibt es noch andere große Unternehmen, die eine eigene Kryptowährung einführen möchten.
So kündigte auch die größte US-Bank J.P. Morgan und das Versicherungsunternehmen Allianz einen eigenen Stablecoin an, der an den US-Dollar gekoppelt sein soll, um internationale Finanztransaktionen schneller und kostengünstiger durchführen zu können.
Die Blockchain der Allianz ist bereits live und wird nun zunächst ausgiebig getestet. Auch bei J.P. Morgan ist man noch in der Testphase und prüft die Funktionalitäten derzeit mit wenigen ausgewählten Kunden.
Grenzüberschreitende Überweisungen sind auch im Jahr 2019 immer noch sehr langsam und teuer. Die Vorteile eines Stablecoins liegen auf der Hand:
Die Transaktionsdauer wird erheblich verkürzt und durch den Einsatz einer Blockchain können die Transaktionen transparent und sicher vor Manipulationen dokumentieren. Mit dem Allianz & JPM Coin könnte die Unternehmen sowohl interne Zahlungen als auch Zahlungen von institutionellen Kunden abwickeln.
Fazit: Keine Konkurrenz zu Kryptowährungen, Potenzial für Blockchain-Adaption
Mit dem Walmart Coin nehmen die Stablecoins internationaler Unternehmen weiter an Fahrt auf.
Neben den genannten Vorteilen für die Unternehmen (kostengünstigere, schnellere Transaktionen) und die Kunden (einfache Vermögensverwaltung, günstiger als traditionelle Banken) gibt es aber auch Kritikpunkte.
Als One-Stop-Shop für Einkäufe und Finanzgeschäfte geben die Kunden mehr persönliche Daten an eine einzelne Entität weiter. Dies führt potenziell zu mehr Macht für Unternehmen wie Walmart.
Neben den Regulatoren wird sich auch die Politik diesen neuen Machtkonzentrationen widmen müssen. Unternehmen wie Facebook, die in ihrer Geschichte bereits diverse Konflikte mit Datenschutzrichtlinien und Verbraucherschutz-Regelungen hatten, werden es besonders schwer haben, sich durchzusetzen.
Eine Konkurrenz zum Bitcoin stellen die neuen Stablecoins der großen Unternehmen nicht dar. Einzige Gemeinsamkeit ist die Nutzung der Blockchain-Technologie.
Die wesentlichen Unterschiede sind die Kopplung an den US-Dollar und die nicht vorhandene Dezentralität. Die Akzeptanz von Kryptowährungen könnte durch diese Vorstöße allerdings nachhaltig gesteigert werden.
Internationale Konzerne könnten durch diese Entwicklungen die Banken der Zukunft werden. Ob sie traditionelle Banken ablösen können, bleibt allerdings abzuwarten.