Überblick:
- Exit Scam: PlusToken Pyramidenschema kollabiert
- Kryptowährungen im Wert von bis zu ~3 Milliarden US-Dollar auf Wallets der Drahtzieher
- Gerüchte und Indizien: Kursverlust bei Bitcoin aufgrund von Verkäufen von PlusToken Funds
PlusToken ist ein gescheitertes Pyramidenschema und wurde Mitte Mai 2018 gestartet.
Der „Wallet Service“, der sich durch eine Marketingkampagne, Influencer & absurde Versprechen viele Investoren an Bord holte, sammelte insgesamt mindestens 70.000 Bitcoin und 800.000 Ethereum ein.
PlusToken – Der drei Milliarden Dollar Scam
Auf dem PlusToken Wallet konnten laut Website Pluscoin, Bitcoin, Ethereum, Bitcoin Cash, Litecoin, XRP, DOGE und DASH gelagert werden.
Ende Juni 2019 gab es mehrere Berichte von Affiliates, dass sie ihre Provisionen nicht mehr von der Plattform entnehmen konnten.
Zeitgleich gab es Berichte über die Festnahme von sechs chinesischen Internetbetrügern auf der Insel Vanuatu im Pazifik.
Neue Schlagzeilen um diesen Betrugsfall gab es durch einen 8 % Kursverlust bei Bitcoin innerhalb von 24 Stunden, der mit dem Verkauf von Bitcoin des PlusToken Teams in Verbindung gebracht wurde.
Es könnte der bis dato größte Scam in der Geschichte der Kryptowährungen sein. Größer noch als der von Mt.Gox.
Die japanische Bitcoin Exchange, die zeitweise den Großteil aller Bitcoin Trades zu der Zeit abwickelte, wurde Anfang 2014 unter mysteriösen Umständen geschlossen und das Unternehmen meldete Insolvenz an. 850.000 Bitcoin von Kunden waren verloren.
Die Vorgeschichte von PlusToken
Doch worum ging es bei dem PlusToken Projekt konkret? Wie konnten die Drahtzieher das Vertrauen so vieler Anleger gewinnen, die diese enormen Summen an Kryptowährungen aufgebracht und letztlich verloren haben?
PlusToken war ein Wallet Service, der den Usern enorme monatliche Renditen auf die eingezahlten Kryptowährungen versprach.
Ein integriertes Affiliateprogramm mit vier Stufen, bei dem „Investoren“ durch das Werben neuer Investoren profitieren konnten, sorgte dafür, dass viele aufmerksame Leute es direkt als Pyramidenschema einstuften.
PlusToken versuchte, seine Anleger davon zu überzeugen, dass sie ein profitables Geschäft hätten. Es wurde behauptet, man würde Gewinne durch einen Trading-Bot machen. Mehr Daten zu dem Trading Bot oder den ausgeführten Trades gab es jedoch nie.
Dies allein war für viele Menschen eine große Red Flag, dennoch gab es noch viele weitere Fragen, die man sich hätte stellen sollen: Wieso hinterfragte fast niemand die angebliche Nutzerbasis von 10 Millionen Menschen der PlusToken App (Stand Anfang 2019)?
Wieso wurde der PlusToken nie auf einer größeren Exchange gehandelt oder auf Coinmarketcaps oder anderen Seiten dieser Art gelistet? Höchstwahrscheinlich, weil kein Service mit professionellem Hintergrund an die Legitimität von PlusToken geglaubt hat.
Der „PlusToken Eco Circle“ sollte dafür sorgen, dass der Preis des Tokens kontinuierlich steigt. So wurden auf der Website mehrere Faktoren aufgeführt, die eine langfristige Nachfrage an PlusTokens plausibel machen sollten, u. a.:
- Das Bezahlen der Trading-Gebühren in Höhe von 0,2 %
- Das Bezahlen von Zahlungsgebühren in Höhe von 0,2 %
- Blockchain-basierte Spiele, für die man mit PLUS zahlt
- Zugang zu dem Mining-Service
- „Diamond“ und „VIP“ Status für Investoren, die ein Äquivalent von 50.000 – 100.000 $ in PLUS halten
- Buy-Back Plan, der die Umlaufversorgung von PLUS eines Tages auf 100 Millionen Tokens bringen sollte
Auf der offiziellen Website lässt sich auch immer noch die Roadmap des Projekts einsehen:
2018 Februar – Launch in Südkorea mit einem Private Pre-Sale (Gegenwert 15.000 ETH)
2018 April – Einführung von PlusToken in mehreren Ländern
2018 Sept – Trading ist online (Beta Version für “VIP Tester”)
2019 Mai – Start der Plus Global Business Cooperation
2020 Juni – Insgesamt 500 Millionen PLUS, wobei 300 Millionen Tokens für den Pre-Sale für die Mining-Aktivitäten vorgesehen sind
2021 Juni – Aufbau des beliebtesten Digital Asset Wallet in Südkorea und der Welt
Festnahme der Drahtzieher
Am 29. Juni gab es Berichte über die Festnahme von sechs Personen mit chinesischer Staatsangehörigkeit auf der Insel Vanuatu, die von dort aus einen „Internet Scam“ betrieben haben sollen.
Die chinesischen Beamten der Strafverfolgung halfen bei der Identifizierung der Gebäude in der Hauptstadt Port Vila, in dem sich die Verdächtigen aufhielten. Diese hatten teilweise eine doppelte Staatsbürgerschaft in China und Vanuatu.
Möglicher Verkauf der Bitcoin ab Juli 2019?
In den letzten Tagen gab es viele Spekulationen um die Frage, ob die zeitweisen Kursverluste von Bitcoin seit Anfang Juli 2019 im Zusammenhang mit Verkäufen der PlusToken-Funds stehen könnte.
Die Venture Capital & Kryptowährungs-Expertin Dovey Wan, die Partnerin der Investmentgesellschaft „Primitive Ventures“ ist, veröffentlichte auf Twitter einen Thread mit verschiedenen Informationen.
Dazu gehören Wallet Adressen von Bitcoin, Ether und EOS von denen man weiß, dass sie zu PlusToken gehören:
Darüber hinaus berichtete sie von chinesischen Tradern, die beobachteten, wie auf der Binance Exchange über einen längeren Zeitraum immer wieder Pakete mit jeweils 100 BTC zum aktuellen Marktpreis verkauft wurden und implizierte eine Verknüpfung mit Bitcoin des PlusToken Teams.
Neben den verschiedenen Adressen erwähnte sie auch die Ergebnisse einer investigativen Untersuchung der Sicherheitsfirma Peckshield. Diese untersuchten die Geldflüsse von Anfang Juli dieses Jahres:
Wenn ihr euch jetzt fragt, warum die Polizei nicht längst Zugang zu den Wallets hat, hat Dovey auch darauf eine hilfreiche Antwort:
„Viele ihrer BTC-Adressen beginnen mit P2SH, das häufig für multi-sig verwendet wird, höchstwahrscheinlich werden einige Leute, die die Schlüssel halten, nicht erwischt, sodass die Polizei die Brieftasche nicht öffnen kann.“
Jedoch gibt es, was diesen Verdacht angeht, gegenteilige Meinungen. So äußerte sich Sid Shekhar (Mitgründer von Tokenanalyst) in einem Interview mit Bloomberg zu dem Thema. Tokenanalyst kam durch eigene Nachforschungen zu folgenden Ergebnissen:
- Nur wenige Adressen, die mit PlusToken in Verbindung gebracht werden, hätten signifikante Bitcoin Holdings
- Es konnten keine Adressen ausfindig gemacht werden, die einer Exchange zugeordnet werden könnten
- Durch Analyse der Bitcoin Blockchain fanden sie einige Transaktionen aus dem Umfeld des Teams, die wohl einen Monat zuvor Mixing-Services nutzten, um die Herkunft der Bitcoin zu verschleiern
Der Fluss der Bitcoin, der von Tokenanalyst untersucht wurde, sieht wie folgt aus:
Ein anderer Blockchain-Analyst, Dan Levine, veröffentlichte ebenfalls die Ergebnisse seiner Nachforschungen.
Er kartierte die Bewegung von Bitcoin einer älteren Wallet (1Dd5VTCkRtMG8bpuHZrjkLf1TeZ8cwZGDe), die sich angeblich im Besitz von PlusToken befand. Tatsächlich gab es hier die o.g. Bewegungen von 100 BTC-Paketen auf die Binance Exchange:
Ob und wie viele Bitcoin tatsächlich von Komplizen des PlusToken Teams verkauft worden sind, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht genau sagen.
Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, zu welchen Ergebnissen weitere Analysen führen. Unabhängig davon wird die bloße Berichterstattung in den Social-Media-Kanälen aber bei einigen Anlegern Panik hervorgerufen haben, die vielleicht einige dazu brachte, Bitcoin zu verkaufen.
Fazit: Bitconnect & OneCoin waren noch nicht genug
Es ist erstaunlich, welche Summen offensichtliche Scams, hier in Form eines Pyramidenschemas, einspielen können.
Trotz großen Skandalen wie Bitconnect oder OneCoin gibt es immer noch viele Menschen, die bei exorbitanten Rendite-Versprechen von ihrer Gier gepackt werden und nicht darüber nachdenken, ob das in der Praxis überhaupt funktionieren kann.
Nach wie vor ist dieser Markt buchstäblich der Wilde Westen. In einer Studie von Ciphertrace rechnet man mit einem Gesamtvolumen von 4,3 Mrd. US-Dollar für Diebstähle, Hacks und Betrugsfälle im Sektor Kryptowährungen.
Wenn etwas „zu schön ist, um wahr zu sein“, dann ist es höchstwahrscheinlich auch nicht wahr. Solltest du ein Investment-Angebot sehen, in dem von garantierten monatlichen Renditen i.H.v. 10 % die Rede ist, denke überhaupt nicht weiter darüber nach. Denn es wird sich um einen Betrugsfall handeln.
Im Falle von PlusToken wird es nun spannend. Wird ein Gerichtsverfahren in China mehr Informationen zu den dubiosen Geschäftspraktiken/möglichen Hinterleuten ans Tageslicht bringen?
Können Blockchain-Analysis Unternehmen weiterhin erfolgreich die Funds verfolgen, um potenzielle Verkäufe auf Exchanges nachzuweisen? Wir werden euch auf dem Laufenden halten!
Habe mich leider von einer guten Freundin dazu überreden lassen hier einzusteigen. Hatte bislang keine Wallet oder Cryptowährungen, daher wohl auch zu wenig Ahnung. Schade, dass es sich um einen Scam handelt. Gibt es möglichkeiten, das investierte Geld zurück zu erhalten?
Liebe Grüsse
Hallo Samith,
das tut uns sehr Leid, dass du Opfer dieses Scams wurdest.
In solchen Fällen gestaltet es sich leider meistens sehr schwierig, sein Geld zurückerstattet zu bekommen.
Eine Möglichkeit wäre es, die Sache bei der deutschen Polizei zu melden und Anzeige zu erstatten.
Du solltest auch die Augen nach Sammelklagen offen halten, bei denen sich viele der betroffenen Opfer zusammentun und versuchen eine Rückzahlung der Gelder einzuklagen. Suche dafür am besten regelmäßig auf Englisch nach „Plus token class suits“, da das Ganze ja international ablief.
Pass dabei aber auf, wem du vertraust. Gerade in Telegram Gruppen zu dem Thema tummeln sich viele „Opfer“, die zuvor noch für das System geworben haben!
LG und viel Erfolg!