Überblick:
- CFTC und US-Justiz klagen BitMEX an
- Einer der BitMEX Co-Founder bereits in Haft
- Vielfältige Vorwürfe gegen die Derivatebörse
Die Derivatebörse BitMEX sieht sich ernsthaften Problemen gegenüber.
Die US-Aufsichtsbehörde CFTC und das US-Justizministerium verklagen BitMEX.
Dabei geht es um unzureichende Beachtung verschiedener US-Richtlinien und Gesetze.
BitMEX: Hat das letzte Stündlein geschlagen?
Es wird wirklich niemals langweilig in der Krypto-Branche. In der vergangenen Nacht verkündete die CFTC, dass man gemeinsam mit dem US-Justizministerium gegen die Krypto-Derivatebörse BitMEX und deren Eigentümer rechtliche Schritte eingeleitet hat.
Die Gründer, Arthur Hayes, Ben Delo und Samuel Reed werden beschuldigt, eine nicht lizenzierte Börse zu betreiben, weitere Vorwürfe sind Verstöße gegen Know-Your-Customer (KYC) und Anti-Money-Laundering (AML) Richtlinien.
People acting like the recent BitMex drama isn’t a big deal are underestimating the situation I think.
High profile members of an industry possibly going to jail for something that almost everyone else in the industry also practices is unlikely to be a nothingburger IMO.
— DonAlt (@CryptoDonAlt) October 1, 2020
BitMEX hätte keine Genehmigung für das Anbieten von Perpetual Swaps für Kryptowährungen. Dies sind die Kontrakte, die auf der größten Krypto-Derivatebörse gehandelt werden können. Dabei investieren die Händler nicht direkt in Bitcoin und andere Kryptowährungen, sondern nur in den Kontrakt, der den Preis des zugrundeliegenden Assets widerspiegelt.
Strafanzeige gegen Hayes, Delo und Reed
Neben der Klage gegen BitMEX als Firma, die auf den Seychellen registriert ist, jedoch unerlaubt Geschäfte mit US-Kunden macht, gibt es eine weitere Strafanzeige des US-Justizministeriums gegen die Führungsriege von BitMEX, Hayes, Delo, Reed und Greg Dwyer. Reed wurde bereits früh am Donnerstag in Massachusetts verhaftet.
Ihn erwartet nun eine Anhörung vor dem Bundesgericht. William Sweeney, FBI-Direktor, teilte mit das die Angeklagten gegen das Bankgeheimnis-Gesetz verstoßen haben und dabei eine vorsätzliche Handlung vorliegt.
Das Schreiben der CFTC nennt auch die HDR Global Trading Limited, die Muttergesellschaft von BitMEX, als auch andere Tochterunternehmen als Beklagte.
„… erhebt die CFTC diese Klage gemäß Abschnitt 6c des Act, 7 U.S.C. § 13a-l (2018), um die rechtswidrigen Handlungen und Praktiken der Beklagten anzuordnen und ihre Einhaltung des Act zu erzwingen. Darüber hinaus fordert die CFTC zivilrechtliche Geldstrafen und ergänzende Rechtsbehelfe.”
BitMEX schon länger im Fadenkreuz
Für Branchen-Kenner kam diese Meldung nicht allzu überraschend. Bereits seit Sommer 2019 wird BitMEX von der CFTC untersucht und wurde auch in anderen Klageschriften von Drittparteien genannt. Zu einem Verfahren kam es bisher jedoch noch nicht.
„BitMEX wirbt als die weltgrößte Plattform für Krypto-Währungsderivate mit einem täglichen Handelsvolumen von Milliarden von Dollar. Ein Großteil dieses Handelsvolumens und seiner Rentabilität ergibt sich aus dem umfassenden Zugang zu den Märkten und Kunden der Vereinigten Staaten.“
Im April diesen Jahres verkündete BitMEX bereits, nach und nach einen KYC-Prozess einzuführen. Man kann davon ausgehen, dass das Management den Braten bereits gerochen hat und mit dieser Maßnahme gegensteuern wollte.
Auswirkungen der CFTC-Klageschrift
Der Bitcoin-Kurs fiel nach Bekanntwerden der Klage rapide, von knapp 10.900 auf 10.400 US-Dollar. Ein nicht sehr großer, aber doch signifikanter Abfall des Kurses. Bei Redaktionsschluss wurde der XBTUSD-Kontrakt auf BitMEX bei 10.457 US-Dollar gehandelt. Ob es nun zu weiteren Auswirkungen auf den Preis kommen wird, bleibt abzuwarten.
Was man jedoch schon gut beobachten kann ist, dass die Nutzer der Derivatebörse (aus gutem Grund) nicht mehr vertrauen. Seit Bekanntwerden der Meldung wurden bereits 25% aller Bitcoin auf den BitMEX-Wallets von den Händlern abgezogen, da sie befürchten, dass diese beschlagnahmt werden könnten:
24,577 bitcoin has now been withdrawn from BitMEX, 65% to exchanges with the remainder to unhosted wallets. Total inflows to exchanges averaged 65k bitcoin this last week, so BitMEX withdrawals are adding 25% more liquidity already and more will come with the 08:00 UTC withdrawal
— Philip Gradwell (@philip_gradwell) October 2, 2020
BitMEX wehrt sich und weist Vorwürfe zurück
BitMEX reagierte schnell auf die Vorwürfe und wies diese dabei zurück. Ein Sprecher von HDR Global teilte mit, dass man die Entscheidung der US-Regierung, diese Anklage zu erheben, nicht einverstanden sei und man sich ‘energisch’ dagegen wehren würde.
Die Firma hätte sich immer bemüht, geltendes US-Recht einzuhalten. Es ist unklar, inwiefern BitMEX eine Verteidigung gegen die Anklagepunkte aufbauen kann. Man kommt zu dem Eindruck, als wolle die CFTC ein Exempel statuieren.
Fazit: Zukunft von BitMEX unklar
Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Zukunft der Krypto-Derivatebörse komplett offen. Der Handel läuft aktuell weiter wie zuvor und auch die Withdrawals sind, wie im Artikel aufgezeigt, wieder am Laufen. Doch die Festnahme eines der BitMEX-Mitbegründer zeigt deutlich, dass diese Klage kein Zuckerschlecken wird. Ich bin der Meinung, dass es eine reelle Chance gibt, dass dies der Anfang vom Ende von BitMEX ist.
Update (Donnerstag, 08.10.2020, 11:26): Heute verkündete die Krypto-Börse BitMEX einen Führungswechsel. Dies kann als direkte Reaktion auf den Druck der CFTC und der US-Regierung gewertet werden, die BitMEX vor einer Woche angeklagt hat. Arthur Hayes ist nicht länger CEO von BitMEX und Samuel Reed ist nicht mehr CTO. Ebenfalls beurlaubt ist CFO Greg Dwyer. Übergangsweise ist nun Vivien Khoo CEO, die eigentlich COO der 100x Gruppe ist.