Überblick:
- Digitale Währungen auf dem Vormarsch
- Immer mehr Zentralbanken arbeiten an digitalen Währungen
- EZB erkundet die Möglichkeiten des digitalen Euros
Auf der Bundesbankkonferenz war der digitale Euro ein großes Thema.
Durch sie soll die Effizienz des Zahlungsverkehrs gesteigert werden.
Christine Lagarde befürwortet den digitalen Euro.
Kommt bald der digitale Euro der EZB?
Digitale Währungen müssen nicht unbedingt dezentralisiert sein. Wie viele anderen Zentralbanken, insbesondere der chinesischen Zentralbank, treibt auch die Europäische Zentralbank (EZB) eine digitale Währung voran – den digitalen Euro.
Bereits letztes Jahr hatte sich auch der deutsche Bankenverband, mit insgesamt über 40 Mitgliedern, positiv zu einem digitalen Euro geäußert und dessen Einführung gefordert.
Jetzt, am 10. September 2020, auf einer Konferenz der Deutschen Bundesbank, wurde dieses Thema fortgeführt.
Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, hielt eine Rede über die digitale Wirtschaft und wie sie den Zahlungsverkehr von Banken und Privatpersonen verändern könnte. Dabei wurde auch die Einführung eines digitalen Euro thematisiert.
Während in Europa diese Gespräche stattfinden, ist man in anderen Ländern schon weiter. So gibt es im kommunistischen China bereits eine Testphase des „DPEC“, dem Pendant zum (möglicherweise) zukünftigen digitalen Euro.
Zentralbanken als „Agenten des Wandels“
Laut Lagarde müssen die Zentralbanken dafür sorgen, „ihre Verantwortung dem Bürger gegenüber“ zu erfüllen. Digitale Innovationen müssen antizipiert werden, und da stehen digitale Währungen in der heutigen Zeit ganz oben auf der Liste.
Sie führte aus, dass Verbraucher zunehmend für digitale Zahlungen empfänglich sind und auch, dass es um die Vorherrschaft im globalen Zahlungsverkehr geht.
Um dies zu untermauern, bezog sie sich auf eine Arbeit der G7, die das Thema Stablecoins und den Libra Coin thematisiert.
„Die Einführung eines digitalen Euro würde es dem Eurosystem ermöglichen, an der Spitze der Innovation zu stehen.“
Digitales Geld – keine neue Erfindung
Natürlich ist „digitales Geld“ keine neue Erfindung. Schon jetzt gibt es im FIAT-Geldsystem weitaus mehr Geld, als tatsächlich in Form von Scheinen und Münzen vorhanden ist.
Banken haben nicht ihr gesamtes Guthaben in Bargeld. Durch das Fractional Reserve Banking, durch das Banken mehr Geld verleihen können, als bei ihnen eingezahlt wird, wird die Spanne zwischen physischem und elektronischem Geld immer höher.
Neu ist nun jedoch die Technologie, die eingesetzt werden soll, um Transaktionen schneller zu verarbeiten. Diese gesteigerte Effizienz soll die oben genannte Vorherrschaft im globalen Zahlungsverkehr sichern.
Dabei unterschied Lagarde zwischen Zahlungen von (Zentral-)Banken untereinander und Transaktionen zwischen Privatpersonen.
Weiterhin machte sie deutlich, dass es im Euro-System auch zukünftig Bargeld geben wird, das allen Bürgern zugänglich ist.
Ein digitaler Euro solle nicht als Ersatz angesehen werden. Das Ziel liegt darin, die Vielfalt an Möglichkeiten zu erhöhen, die in vielen Fällen die Effizienz steigern könnten.
Endgültige Entscheidung steht noch aus
Eine endgültige Entscheidung zur Einführung eines digitalen Euro wurde bisher noch nicht getroffen. In den nächsten Wochen soll eine Taskforce, die sich ausschließlich diesem Thema widmet, die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlichen.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass der digitale Euro mittelfristig kommen wird. Yves Mersch, Mitglied des EZB-Direktoriums, hielt im Mai dieses Jahres eine Rede und betonte bereits dort die Bereitschaft der EZB, den digitalen Euro einzuführen, sofern es praktikabel ist.
Dahingehend ist es auch wichtig zu beachten, dass die EZB sich in einem Wettlauf mit anderen (Zentral-)Banken befindet.
Test-Plattform von Mastercard für Zentralbanken für digitale Währungen
So hat Mastercard vor zwei Tagen eine virtuelle Testplattform für Zentralbanken angekündigt. In dieser sollen die Zentralbanken die Ausgabe und den Austausch von digitalen Währungen zwischen Banken, anderen Dienstleistern der Finanzbranche und auch Privatverbrauchern testen können.
Es soll ihnen helfen, die Durchführbarkeit einer solchen Währung zu erkunden, die nicht ohne jedes Risiko ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass sich Mastercard bereits von dem Libra-Projekt der Libra Foundation losgelöst hat.
Die Libra Foundation plant einen Stablecoin, der durch einen Mix verschiedener Assets, hauptsächlich aber US-Staatsanleihen, gedeckt werden soll.
Jedoch kam es schnell zu regulatorischen Problemen, Vorladungen der US-Justiz und Erklärungsversuchen seitens Libra. Durch diese regulatorischen Probleme haben sich viele Mitglieder der Foundation vorzeitig verabschiedet.
Fazit: Der digitale Euro kommt höchstwahrscheinlich
Wenn man alle Faktoren betrachtet, ergibt sich ein stimmiges Bild. Sowohl für die Zentralbanken als auch für andere Finanzinstitute würde ein digitaler Euro definitiv Sinn machen und den Zahlungsverkehr sicherer und effizienter gestalten.
Ich bin der festen Überzeugung, dass der digitale Euro innerhalb der nächsten fünf Jahre im Euro-Raum eingeführt wird.