Überblick:
- Zahlungen mit Kryptowährungen bald illegal
- Schlechter Zeitpunkt für die Bevölkerung
- Türkische Regierung reguliert, wo sie nur kann
Skepsis macht sich bei der türkischen Regierung und Notenbank breit. Der aktuelle Bullrun von Bitcoin, Ethereum und Co. scheint die Machtinhaber im Land am Bosporus wohl zunehmend misstrauisch zu machen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Türkei gegen Kryptowährungen poltert. Das Nachsehen haben nun die Einwohner. Eine Vielzahl von ihnen nutzt bereits eifrig die Möglichkeit, digitale Vermögenswerte einfach und unkompliziert zu senden.
Kryptowährungen als Zahlungsmittel bald illegal in der Türkei
Die türkische Zentralbank kündigte am Freitag, dem 16. April an, dass per Ende des laufenden Monats sämtlicher Zahlungsverkehr in Kryptowährungen verboten ist.
Diese Neuregelung untersagt es Zahlungsdienstleistern, Transfers von digitalem Geld durchzuführen. Das Halten von Kryptowährungen an sich, scheint davon bisher nicht betroffen zu sein.
Die Banken selbst sind von dieser Reform ausgenommen. Das bedeutet, dass die Bewohner der Türkei nach wie vor Lira auf Krypto-Börsen einzahlen können.
Transfers von der Handelsplattform wieder retour auf das eigene Bankkonto werden ab dem 30. April allerdings nicht mehr durchführbar sein.
Als Grund für diese Untersagung gab die türkische Zentralbank in einem Pressebericht auf ihrer Webseite „signifikante Risiken“ in Verbindung mit Kryptowährungen an. Zudem ist in diesem Bericht als Begründung zu lesen, dass
- Kryptowährungen weder irgendwelchen Regulierungs- und Aufsichtsmechanismen noch einer zentralen
- Regulierungsbehörde unterliegen,
- ihre Marktwerte übermäßig volatil sein können,
- sie aufgrund ihrer anonymen Strukturen für illegale Aktionen genutzt werden können,
- Wallets gestohlen oder ohne die Erlaubnis ihrer Besitzer unrechtmäßig verwendet werden können und
- Transaktionen unwiderruflich sind.
Anbieter für Krypto-Zahlungen und digitale Wallets sind in der Türkei weit verbreitet, um Fiat-Gelder an Krypto-Börsen zu überweisen und andersherum.
Die weltweit größte Börse für Kryptowährungen Binance hat sich zu diesem Zweck mit dem lokalen Zahlungsanbieter Papara zusammengetan, als sie zum ersten Mal in den türkischen Markt eintrat.
Damit war es der türkischen Krypto-Gemeinde möglich, Binance als Lira Onramp und das Angebot der Exchange für verschiedene Kryptowährungen zu nutzen.
Denkbar ungünstiger Zeitpunkt für das Verbot
Die Einschränkung seitens der Zentralbank der Türkei in Bezug auf Krypto-Zahlungen kommt zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt.
Gegenwärtig ist die Landeswährung Lira sehr schwach und die Inflation im Land hoch. Zudem sehen die Krypto-Nutzer in der Türkei die digitalen Assets Bitcoin oder Ether gleichfalls als Sicherheiten gegenüber der schwachen Währung im eigenen Land nebst ihrer zunehmenden Entwertung.
Doch ist genau das der Grund, warum immer mehr Menschen in der Türkei Zuflucht im Krypto-Hafen suchen. Ein Beleg dafür ist der „Global Crypto Adaption Index“ von Chainalysis.
Gemäß deren Analyse belegte die Türkei im Jahr 2020 den 29. Platz unter 154 Staaten und ist damit das führende Land in der Region.
Gleichfalls stieg das österreichische Trading Fintech Unternehmen Bitpanda in den türkischen Markt ein. Laut Eric Demuth, Co-CEO von Bitpanda, sei die Türkei ein „bedeutender Markt“. Wie die einzelnen Plattformen nun mit der Hiobsbotschaft seitens der Zentralbank der Türkei umgehen, bleibt abzuwarten.
Krypto-Regulierung in der Türkei immer ein heißes Thema
Die Regulierung von Aktivitäten rund um das Thema Kryptowährungen sorgte in jüngster Vergangenheit vermehrt für Gesprächsstoff.
Erst im vergangenen Monat vermeldete das Finanzministerium der Türkei, das Krypto-Ökosystem in Zusammenarbeit mit der Zentralbank, der Agentur für Bankenregulierung und Bankenaufsicht sowie dem Aufsichtsrat für Kapitalmärkte regulieren zu wollen.
Ein Verbot für Zahlungen auszusprechen, ist zwar eine Form von Regulierung, jedoch sicherlich nicht das, was die türkische Krypto-Community erwartet hat. Schon gar nicht in dieser Kürze der Zeit.
Auch Eingriffe der Regierung in das Fiat-Zahlungsökosystem der Türkei ließ die Finanzbranche weltweit aufhorchen. So verhängte die türkische Regierung im Jahr 2016 ein Verbot für den Zahlungsdienstleister PayPal im eigenen Land.
Fazit – Verbot von Zahlungen mit Kryptowährungen schockt die Türkei
Die türkische Zentralbank gibt bekannt, dass ab Ende April die Verwendung von Kryptowährungen als Zahlungsmittel für die türkische Bevölkerung untersagt ist.
Betreiber von Zahlungsdienstleistungen für Bitcoin und Co. müssen demnach ihre Services im Land einstellen. Einzig und allein die Einzahlung von türkischer Lira vom Bankkonto auf eine der zahlreichen Krypto-Börsen ist uneingeschränkt möglich.
Inwieweit sich die türkische Bevölkerung davon abhalten lässt, weiterhin Kryptowährungen zu senden, einzuzahlen und auszubuchen, wird sich zeigen.
In der Vergangenheit hat sich fast immer gezeigt, dass ein Verbot die Menschen dazu animiert, nach alternativen Lösungen zu suchen und diese zu finden.
Und so wird es vermutlich auch in diesem Fall des Verbots von Zahlungsaktivitäten in Verbindung mit Kryptowährungen aussehen.
Diese Entscheidung trifft allerdings nicht nur die in der Türkei wohnhaften Menschen. Bedauerlicherweise sind ebenfalls eine Vielzahl von Türken, die außerhalb ihres Heimatlandes leben und Familie und Freunde in der Türkei haben, betroffen.
Auf lange Sicht, denke ich, werden die türkische Zentralbank und Regierung das Verbot nicht aufrechterhalten können. Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte schreiten immer mehr voran, sodass sich ihnen künftig kaum einer mehr entziehen kann.