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[Wissen] Wie Kurse von Kryptowährungen manipuliert werden

Geschätzte Lesezeit: 5 Min.

Kursmanipulationen sind bei Kryptowährungen leider an der Tagesordnung. Dadurch, dass Krypto-Märkte größtenteils immer noch unreguliert sind, können Maßnahmen, die auf den traditionellen Finanzmärkten verboten sind, durchgeführt werden.

Um die Preise von Kryptowährungen zu manipulieren, gibt es verschiedene Techniken. Sie alle basieren auf der Täuschung von unerfahrenen Anlegern.

Solltest Du beginnen, in Kryptowährungen zu investieren, solltest Du Dich mit diesem Thema unbedingt einmal auseinandergesetzt haben.

In diesem Artikel zeige ich Dir, wieso Kryptowährungen manipuliert werden und welche Manipulationstechniken es gibt. 

Wieso werden gerade Kryptowährungen gerne manipuliert?

pump and dump

Die Frage nach dem „Wieso?“ ist leicht beantwortet. Natürlich geht es bei der Manipulation von Kryptowährungen immer um eines: Profit! Mit Krypto-Assets lässt sich eine Menge Geld verdienen. 

Projekte mit einer niedrigen Marktkapitalisierung, aber annehmbaren Fundamentaldaten, werfen unter Umständen mehrere Hundert Prozent Profit ab, wenn die Preise in die Höhe getrieben werden.

Einige Manipulationen sorgten gar für die Verzehn- oder Verhundertfachungen des Preises eines Krypto-Assets.

Doch wie genau wird das erreicht, welche Manipulationstechniken werden von den Drahtziehern solcher Aktionen am liebsten genutzt? Lass uns einen Blick auf die drei bekanntesten dieser Methoden werfen!

Welche Manipulationstechniken gibt es? 

Pump & Dump

Der Pump & Dump ist wohl die populärste Form der Preismanipulation. Bei dieser Methode wird der Kurs entweder von einer Einzelperson oder einer organisierten Gruppe von Personen aufgebläht.

Dies kommt dadurch zustande, dass diese Person/diese Personengruppe sich in kürzester Zeit in eine bestimmte Kryptowährung einkauft. 

Dieser Zeitraum kann einige Stunden, oder aber auch einige Tage lang andauern. Der Kursgewinn, der durch die relativ kleinen Kauf-Orders der Manipulatoren ausgelöst werden, locken andere Händler an, die sich diesem Trade anschließen möchten.

Nun kommt es zu einem Schneeballeffekt. Die neuen Händler, die sich (unwissend) diesem Pump anschließen, treiben den Preis nochmals in die Höhe. 

Pump and Dump Kryptowährungen
Quelle: springer.com

So können schnell parabolische Preisanstiege entstehen. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt fangen die Manipulatoren an, ihre Positionen zu Marktpreisen abzustürzen.

Was folgt, ist eine Panik-Spirale, in der alle Händler probieren, so schnell wie möglich zu verkaufen. Am Ende verlieren die meisten der Händler, die zu spät eingestiegen sind, einen Großteil ihres eingesetzten Kapitals. 

Neben diesem einfachen Beispiel gibt es auch noch eine weiterentwickelte Version des Pump & Dumps. Hierbei geht es darum, die Positionen in Zyklen, das heißt in mehreren Pump & Dump-Phasen abzustoßen.

Während die Manipulatoren einen Teil in dem ersten Dump abverkaufen, warten sie ab, bis der Kurs zurückgegangen ist, nur um das Krypto-Asset nochmals aufzupumpen.

Dabei werden teilweise sogar höhere Preise erreicht, als in dem vorangegangenen Zyklus.

Organisiert werden diese Pump & Dumps von kleinen Gruppen, die oft Telegram oder den Discord-Messenger benutzen. Nicht wenige von ihnen sind kostenpflichtig.

Je mehr man zahlt, desto eher erhält man das Signal und kann somit in der Theorie höhere Gewinne erzielen. 

Spoofing

Spoofing ist eine Art der Kursmanipulation, die Du wahrscheinlich schon mal gesehen, aber nicht bemerkt hast. Hierbei handelt es sich um die Manipulation der Orderbücher.

Diese stellen bekanntlich die Handelsaufträge der Käufer-/Verkäufer-Seite dar. Vielleicht hast Du es schon mal mitbekommen.

Du platzierst eine Order in der ersten Schicht des Orderbuchs, weil Du denkst, das sie so bald ausgefüllt wird.

Doch kurz nachdem Du die Order platziert hast, stellst Du fest, dass binnen Sekunden Orders nur knapp über Deiner eingestellt wurden.

spoofing
Spoofing auf Käuferseite, ETH/BTC, Binance

Du sollst denken, dass Deine vorherige Order nicht mehr relevant ist und wahrscheinlich nicht bedient wird. So bist du geneigt, eine neue Order, zu einem höheren Preis abzugeben.

Der Manipulator übt also Druck auf andere Händler aus, um den Kurs eines Assets in gewünschter Weise zu manipulieren.

Oftmals werden diese Order-Blocks, sogenannte Buy und Sell-Walls eingesetzt, um einen Preis zu drücken (große Sell-Wall) oder einen Preis zu pushen (große Buy-Wall). 

Verwendet wird diese Technik meistens von Walen, das heißt von Personen mit einer großen Position eines bestimmten Coins oder Tokens. 

Washtrading

Die häufigste Manipulation, die auf den Märkten für Krypto-Assets stattfindet, ist das Washtrading.

Hierbei werden die Handelsvolumen von Assets in die Höhe getrieben, um sie für andere Händler attraktiver zu machen. Denn ein höheres Volumen bedeutet in der Regel einen folgenden Preisanstieg.

Ebenso sorgt Volumen dafür, dass kleine Kryptowährungen für Händler mit größeren Einsätzen interessant werden. Auch größere Krypto-Börsen, die vor der Entscheidung stehen einen gewissen Coin zu listen oder nicht, werden sich die Handelsvolumen auf anderen Börsen anschauen.

Denn schließlich verdienen sie mehr Geld durch Handelsgebühren, wenn ein gelisteter Coin/Token auch tatsächlich gehandelt wird.

Das führt dazu, dass viele Parteien ein Interesse an einem hohen Handelsvolumen haben und macht deutlich, welche Anteile der Handelsvolumen von Kryptowährungen möglicherweise manipuliert sind.

Laut einer von Alameda Research durchgeführten Untersuchung sind etwa 70 % aller von CoinMarketCap gemeldeten Handelsvolumen manipuliert.

In einem separaten Bericht, der von Bitwise Asset Management veröffentlicht wurde, enthüllte Bitwise, dass 95 % des gemeldeten Volumens von Bitcoin (dem beliebtesten Krypto-Asset) durch Washtrading entsteht.

Wie kann man sich vor Manipulationen schützen?

Krypto-Trader setzen auf Long-Positionen bei Ethereum

Pump & Dump

Um sich vor einem Pump & Dump zu schützen, sollte man ein paar grundlegende Regeln beachten.

Zum einen läufst Du immer Gefahr unwissentlich an einem Pump & Dump teilzunehmen, wenn Du im Internet, insbesondere auf verschiedenen Social-Media-Kanälen, über eine sagenhafte Investitionsmöglichkeit liest. 

Bei diesen Ankündigungen, dass eine bestimmte Kryptowährung demnächst ungeahnte Renditen erzielen könnte, stecken meist organisierte Gruppen dahinter. Die Gruppen, die sich anfangs nach Absprache einkaufen und dann das Signal streuen, um mehr Händler anzulocken. 

Beachte speziell das Handelsvolumen. Wenn es eine Ankündigung einer solchen Gruppe gibt, wirst Du die erhöhten Volumen der letzten Stunden/Tage einfach feststellen können.

Spoofing

Spoofing-Techniken lassen sich einfach feststellen. Dafür musst Du nur einige Zeit die Orderbücher einer bestimmten Kryptowährung beobachten.

Gibt es Orders/Order-Blöcke, die sich stets bewegen, wenn eine neue Order eintrifft? Gibt es große Orders (sog. „Walls“), die einen in Sicherheit wiegen sollen?

Mit der Zeit wirst Du lernen Spoofing nicht nur wahrzunehmen, sondern auch immer besser deuten zu können. Für Wale (Individuen mit einer großen Position in einer Kryptowährung) ist es ein beliebtes Instrument, um mit den Emotionen der Händler zu spielen.

Während eine große rote Sell-Wall Angst über einen Abverkauf auslöst, kann eine große grüne Buy-Wall einen in Sicherheit wiegen, obwohl man auf der Hut sein sollte.

Fazit: Hohe Renditen sind schön, doch Sicherheit geht vor

Wenn Du mit Kryptowährungen wie Bitcoin handelst, wirst Du selbstverständlich auf möglichst hohe Renditen aus sein. Während das vollkommen normal ist, solltest Du jedoch niemals die Gier über die Vernunft siegen lassen. 

Es wird verlockend sein, sich einer sogenannten „Pump & Dump“-Gruppe anzuschließen.

Vielleicht wirst Du sogar einige Male dabei gewinnen. Am Ende des Tages wirst Du aber höchstwahrscheinlich herbe Verluste hinnehmen müssen.

Traden zu lernen, ist ein steiniger Weg und eine „Schnell-reich-werden“-Mentalität wird Dir nicht zu Erfolg verhelfen.

Autor
Yannick "Cryptonator1337" Eckl
Vollzeit Krypto- & Blockchain Experte seit 2017. Yannick hat sich vor allem auf Fundamentalanalysen und investigative Recherchen spezialisiert. Auf Twitter folgen ihm mehr als 30.000 Krypto-Enthusiasten.


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