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Digitales Erbe: Was passiert mit dem Bitcoin-Vermögen nach dem Tod?

Geschätzte Lesezeit: 4 Min.

Ein weitsichtiger Bitcoin-Investor mag sich die Frage vielleicht schon das ein oder andere Mal gestellt haben:

Was passiert eigentlich mit meinen Krypto-Funds, falls ich unerwartet sterbe?

Wie stelle ich sicher, dass ich sie vererben kann? Wie kann der Zugriff auf die Funds am besten weitergegeben werden, was ist zu beachten?  

In einem Testament standen früher Dinge, wie physisches Eigentum und Bargeld bei der Bank im Mittelpunkt. Jetzt, in einer Welt der digitalen Vermögenswerte, ändert sich das alles.

Es gab bereits mehrere Beispiele auf der ganzen Welt für Bitcoin-Investoren, die gestorben sind, ohne ihre Private Keys für ihre Verwandten zu hinterlassen.

In solchen Fällen müssen sich die Familien mit zwei Arten von Verlust auseinandersetzen, da sie den Verlust ihrer Angehörigen betrauern und sich gleichzeitig mit dem Verlust eines unwiederbringlichen Vermögens, das ihnen hätte gehören können, abfinden müssen.

Dies unterstreicht, wie die Vorteile von Bitcoin – nicht reguliert, pseudonym – auch zu einer großen Schwäche werden können. Bei herkömmlichen Vermögenswerten ist die Verwaltung des Nachlasses wesentlich einfacher. Bis dato gab es bereits viele Fälle, in denen Zugänge zu Bitcoin Funds verloren gingen. 

QuadrigaCX: Über 100 Millionen US-Dollar in Krypto verloren

Ein prominentes Beispiel für einen solchen Fall lieferte die kanadische Exchange QuadrigaCX. Der CEO dieser Exchange, Gerald Cotten, verstarb kurzfristig und mit ihm verschwand der Zugriff auf ein Cold Wallet.

In dieser Cold Wallet lagern Krypto-Funds im Gegenwert eines dreistelligen Millionen-US-Dollar Betrags.

Bisher war es den forensischen Ermittlern in diesem Fall nicht möglich, Zugriff auf die Cold Wallet oder Cottens Laptop zu bekommen, um das Passwort zu erlangen.

Die Nutzer der Krypto-Börse schauen also in die Röhre, wenn es darum geht, ihre Funds wiederzubekommen.

Was ist ein Bitcoin Wallet & was ist ein Private Key?

paper wallet

Eine Bitcoin Wallet ist der Zugang zu Deinen Bitcoin und wird durch eine Adresse, dem Public Key, repräsentiert. Es gibt einen privaten Schlüssel (Geheimnummer) für jede Bitcoin-Adresse, mithilfe dessen man Zugriff auf die Bitcoin erlangt.

Bitcoin Wallets erleichtern das Senden und Empfangen. Bitcoin Wallets gibt es in vielen Formen; Desktop, Handy, Web und Hardware sind die vier Haupttypen von Brieftaschen.

Ein Private Key schützt die Gelder vor unbefugtem Zugriff. Ein privater Schlüssel ist ein geheimes, alphanumerisches Passwort/eine alphanumerische Nummer, mit dem Du Deine Bitcoin an eine andere Bitcoin-Adresse versenden kannst. Es ist eine 256-Bit lange Zahl, die zufällig ausgewählt wird, sobald Du eine Wallet erstellst. 

Den Private Key und die Seed-Recovery Phrase, eine Ansammlung von Wörtern in bestimmter Reihenfolge zur Wiederherstellung des Private Keys, musst Du immer sorgfältig aufbewahren.

Nur mit diesen Daten ist es jetzt und auch in Zukunft möglich, Zugriff auf die Bitcoin zu haben. Ohne die Daten ist es unmöglich und die Funds sind im Zweifelsfall verloren.

Wie kann ich diese Informationen weitergeben und schützen? 

Der erste Gedanke der meisten dürfte sein, dass man ja die Zugangsdaten zu dem Wallet bereits vorab einer Vertrauensperson mitteilen könnte. Das reicht für die meisten, die ihrem Lebensgefährten oder anderen nahestehenden Personen vertrauen.

Aber kann man darauf vertrauen, dass diese Personen nicht kompromittiert werden? Was ist, wenn jemand an das Passwort ihres Ehepartners erlangt oder ihm eine Waffe an den Kopf hält? 

Es gibt bereits viele bekannte Fälle, in denen Kriminelle unter Androhung von Gewalt den Zugang zu Bitcoin Funds erpresst haben. Langfristig, mit steigendem Wert, wird Bitcoin für Kriminelle sicherlich nur noch attraktiver. 

Wo kann ich Wallet-Zugangsdaten am besten aufbewahren?

Mark Nunnikhoven, stellvertretender Referent für Cloud Security bei Trend Micro und Hauptredner von SecTor im Jahr 2018, sagt, dass man sein entscheidendes Geheimnis in einem Bankschließfach aufbewahren sollte.

Man solle dem Testament einen Schlüssel beilegen und beim Testamentsvollstrecker aufbewahren. Beim Vollstrecker sollte es sich um einen Anwalt handeln.

Natürlich kann auch in Banken eingebrochen werden. Auch ein Anwalt könnte theoretisch kompromittiert werden. Das Risiko ist jedoch auf ein Minimum reduziert. Andererseits kann es bei dieser Lösung im Zweifelsfall Tage oder Wochen dauern, bis der Zugriff auf die Bitcoin Funds möglich ist.

Schließlich muss man erst einen Termin mit dem Anwalt vereinbaren, der dann erst an das Bankschließfach muss, bevor er die Zugangsdaten übergeben kann. 

Bitcoin Multisig-Wallet: Verteiltes Risiko

krypto wallet

Um das Vertrauen am besten aufzuteilen, empfiehlt es sich, eine sogenannte Multi-Signature-Wallet zu besitzen. Multi-Sig verteilt den Zugang zu einem Krypto-Asset auf verschiedene private Schlüssel.

Eine Bitcoin-Adresse hat dann nicht nur einen Schlüssel, sondern fünf. Für das Senden von Bitcoins von dieser Adresse aus kann es erforderlich sein, dass ein Teil dieser Schlüssel (z. B. fünf) zusammen verwendet wird.

Diese verschiedenen Schlüssel kann man dann entweder an verschiedene Vertrauenspersonen weitergeben oder man speichert sie selbstständig auf einzelnen Geräten, um somit ebenfalls das Risiko zu minimieren.

Ein Schlüssel könnte sich beispielsweise auf einem Trezor-Hardwaregerät befinden und ein anderer auf einem Handy. Ein weiterer könnte sich auf einem zusätzlichen PC befinden.

Jeder dieser Schlüssel sollte durch eine Passphrase geschützt sein, die Du Dir leicht merken kannst. 

Um es anderen zu ermöglichen, das Vermögen nach Deinem Tod wiederherzustellen, benötigst Du immer noch ein Backup jedes Schlüssels.

Jedes Mitglied der Familie könnte eine Sicherheitskopie des privaten Schlüssels zusammen mit dem Passwort für den Zugriff auf diesen Schlüssel auf dem betreffenden Hardware-Wallet haben.

Im Falle Deines Todes könnten diese Personen ihre Schlüssel kombinieren, um auf die Krypto-Wallets zuzugreifen.

Wäre es für diese anderen Personen nicht möglich, sich zu verabreden und Ihre Coins zu stehlen? Ja, theoretisch schon, aber es wird schwieriger zu arrangieren sein, als wenn eine einzige Person den einzigen Schlüssel hätte.

Fazit: Ernsthafte Investoren sollten Maßnahmen treffen

Wer einen nicht unerheblichen Teil seines Vermögens in Bitcoin investiert hat, sollte dringend alle nötigen Maßnahmen für einen Notfall treffen. Auch wenn es makaber erscheint, sich mit seinem eigenen Tod auseinanderzusetzen, ist es nie sicher, dass man den nächsten Tag noch erlebt. 

Sorge dafür, dass Deine Private-Keys und sonstige Zugangsdaten an verschiedenen Orten gesichert sind. Stimme Dich mit einem Testamentsvollstrecker/Anwalt ab, damit auch rechtlich alles in trockenen Tüchern ist.

Lass auf gar keinen Fall langfristig Bitcoin auf Krypto-Börsen. Um Bitcoin langfristig zu sichern, ist ein Hardware-Wallet unerlässlich.



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