Das Debakel rund um Terra Luna und deren Stablecoin UST hat die Kryptobranche hart getroffen. Auch der auf der Ethereum Plattform gegründete und gemessen an der Marktkapitalisierung größte Stablecoin Tether (USDT) ist unter Druck. Die aktuellen Problematiken rund um Stablecoins zeigen die Schwachstellen der Kryptobranche auf. Dabei spielt häufig eine nicht ausreichende Liquiditätsdeckung eine Rolle. Währenddessen sehen sich die Betreiber der Terra Labs in den USA eine Klagewelle ausgesetzt. Und Tether verliert kurzzeitig seine 1:1 US-Dollar Deckung. Nun müssen Hürden überwunden werden, die sich positiv auf den Markt auswirken können.
Stablecoins am Beispiel Tether
Was ist Tether? Alle Tether-Token (USD₮) sind im Verhältnis 1:1 an eine entsprechende Fiat-Währung gekoppelt und zu 100 % durch die Tether-Reserven gedeckt. Dabei veröffentlicht das Unternehmen nach eigenen Angaben täglich eine Aufzeichnung des aktuellen Gesamtvermögens und der Reserven. Diese Reserven wiederum sollen einen stabilen Kurs von einem Tether zu einem US-Dollar gewährleisten. In der Vergangenheit wurde die notwendige Deckung der ausgegebenen USDT immer wieder kritisiert. Es ist nicht eindeutig geklärt, ob und wie die gesamte Marktkapitalisierung von rund 68 Milliarden US-Dollar gedeckt ist. Doch trotz zeitweiser Abweichung, hält der Stablecoin die Bindung am US-Dollar aufrecht.
Stablecoin Schwachstelle aufgedeckt
Einen Monat nach dem Crash des Stablecoins UST, spricht die Branche von einer gezielten Maßnahme. Dadurch sollten die Schwachstellen von Stablecoins und somit von Kryptowährungen deutlich werden. Noch herrscht keine Klarheit darüber, wer für den „Angriff“ verantwortlich ist. Doch lässt sich der Ablauf nachzeichnen und somit Klarheit über die Funktionalität der 1:1 Deckung vermitteln.
Chainalysis hat den Vorgang im Detail untersucht. Demnach hat am 7. Mai Terraform Labs (also das Unternehmen hinter dem Stablecoin UST) selbst 150 Millionen UST von einer dezentralen Börse wegbewegt. Anschließend haben zwei unbekannte Trader zuerst 85 Millionen UST und dann 100 Millionen UST gegen USDC getauscht. Das Unternehmen musste reagieren und weitere UST aus dem Pool abziehen, um das Gleichgewicht zu halten. Dabei investiere das Unternehmen rund 2 Milliarden US-Dollar, um die Bindung an den Dollar wieder zu erlangen. Doch alle Maßnahmen zur Stabilisierung des Kurses halfen nichts. Um den Preisverfall des Stablecoins UST auszugleichen wurden außerdem Milliarden LUNA produziert. Die damit einhergehende Inflation des Coins sorgte daraufhin ebenso für den Absturz des Ökosystem Tokens.
Stablecoins unter Druck
Unterschiedliche Akteure im Markt gehen nun davon aus, dass es sich beim Kollaps von Terra Luna und dessen Stablecoin UST um einen gezielten Angriff handelte. Dabei kann mit Erschrecken gesagt werden, dass wohl Assets im Wert von 4 Milliarden US-Dollar ausgereicht haben, um das Ökosystem der Terraform Labs in die Knie zu zwingen. Dabei lieferte der algorithmische Stablecoin UST das für jeden Blockchain-Enthusiasten geniale Grundgerüst. Durch automatisierte Stabilisierungsmaßnahmen erhöht sich die Dezentralität. Dadurch entfällt die Kontrolle einer zentralen Instanz, wie es beispielsweise bei Tether der Fall ist. Doch zeigen die Geschehnisse auch, dass die Idee noch nicht perfekt ausgereift war. Die ausreichende Besicherung der Projekte scheint daher unabdingbar. Doch zeigt der DAI-Token der sich aus der MakerDAO entwickelt hat, dass auch algorithmische Stablecoins mit überbesicherten Eigenschaften bestehen können.
Die Notwendigkeit der Regulierung
Derweil sieht sich die Terraform Labs in den USA einer Klagewelle ausgesetzt. Die Anklage wirft den Beklagten vor, den Anlegern irreführende Anlageversprechen gemacht zu haben. In diesem Zusammenhang kommen selbstredend die Hüter der Wertpapiere auf den Schirm. Die Anzahl derer, die eine Regulierung des Marktes fordern steigt. Insbesondere die Regulierung der Stablecoins scheint hier eine gewisse Dringlichkeit zu erfahren. Und auch wenn die Terra-Ankläger behaupten, dass es sich bei den ehemaligen LUNA-Coins (zwischenzeitlich als LUNC bezeichnet) um Wertpapiere handelte, scheint die Regulierung eine andere Richtung einzuschlagen. Nach neuesten Veröffentlichungen soll nicht die allseits zitierte SEC (Zuständig für Wertpapiere), sondern die CFTC für eine Regulierung verantwortlich sein. Demnach würden Kryptowährungen als Waren anerkannt und dementsprechend in das Rechtssystem eingebettet.
Fazit: Aus Fehlern lernen
Krisen in der Kryptobranche können stärkend für die Zukunft wirken. Gezielte Angriffe können auf Schwachstellen hinweisen. Große Verluste für Anleger bringen Regulierungsbehörden ins Spiel. Derartige Vorkommnisse, wie der Untergang von LUNA und dessen Stablecoin, sorgen zwar für Unmut gerade bei all jenen, die direkt in den Projekten investiert waren. Doch können die Fehltritte helfen, den Markt mit seinen Chancen und Risiken auf ein neues, besseres Niveau zu heben. Durch eine Regulierung der Branche könnten institutionelle Anleger, die auf derartige Regelwerke angewiesen sind, in die Anlageklasse der Kryptowährungen einsteigen. Dies würde wiederum eine massive Adaption mit sich bringen.
Stablecoins zeigen die Schwachstellen der Kryptobranche? Mit Sicherheit! Die aktuellen Kursverluste in der Branche müssen derweil zum einen als gesunde Normalisierung und zum anderen als brillante Investitionsmöglichkeit gesehen werden. Es scheint also die perfekte Zeit zu sein, um Kryptowährungen zu kaufen.