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Kryptowährungen sind noch eine sehr junge Asset-Klasse und die Nummer 1 von ihnen, Bitcoin, existiert seit nun etwas mehr als 10 Jahren.
In diesem Zeitraum hat sich die digitale Währung von einer Kuriosität, die nur von Geeks beachtet wurde, zu einem ernstzunehmenden Asset entwickelt.
Weltweit findet die Kryptowährung nun Beachtung und kann eine Marktkapitalisierung von über 100 Milliarden US-Dollar aufweisen.
Auch institutionelle Investoren sind langsam aber sicher an dem digitalen Gold interessiert. Gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist dies die Gelegenheit für Bitcoin, sich zu beweisen.
Im März hatten die Finanzmärkte eine turbulente Achterbahnfahrt hinter sich gebracht. Die weltweiten Finanzmärkte (Aktien, Rohstoffe, Kryptowährungen) fielen teilweise um mehr als ein Drittel, konnten sich aber schnell etwas erholen.
Auffallend war dabei die hohe Korrelation von Bitcoin mit anderen Asset-Klassen. Wie diese Korrelationen aussahen, was sie bedeuten und durch was sie zustande kommen können, darum geht es hier in diesem Artikel.
Was ist eine Korrelation?
Die Korrelation ist auf den Finanzmärkten eine Statistik, die den Grad der Bewegung zweier Assets im Verhältnis zueinander misst.
Im fortgeschrittenen Portfoliomanagement werden Korrelationen verwendet, die als Korrelationskoeffizient berechnet werden, der einen Wert zwischen -1,0 und +1,0 haben muss.
Eine perfekte positive Korrelation bedeutet, dass der Korrelationskoeffizient genau 1 ist. Dies bedeutet, dass sich das andere Asset bei der Bewegung des einen, entweder nach oben oder nach unten, im Gleichschritt in die gleiche Richtung bewegt.
Eine perfekte negative Korrelation bedeutet, dass sich zwei Assets in entgegengesetzte Richtungen bewegen, während eine Nullkorrelation überhaupt keine Beziehung impliziert.
Unter anderem weisen Investmentfonds mit einer hohen Kapitalisierung im Allgemeinen eine hohe positive Korrelation zum Standard and Poor (S&P) 500 Index auf – sehr nahe bei 1:
Kleinere Aktien haben eine positive Korrelation zu demselben Index, aber sie ist nicht so hoch – im Allgemeinen um 0,8.
Die Preise von Put-Optionen und die ihnen zugrunde liegenden Aktienkurse weisen jedoch tendenziell eine negative Korrelation auf. Wenn der Aktienkurs steigt, sinken die Preise der Put-Optionen. Dies ist eine direkte und hochgradige negative Korrelation.
Bitcoin und die Aktienindizes (SP500, DOW, DAX, …)
Aktuell
Seitdem die traditionellen Märkte aufgrund der globalen wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus abgestürzt sind, haben Bitcoin Trader eine unheimliche Korrelation zwischen BTC und den wichtigsten Aktienmarkt Indizes wie dem Dow Jones Industrial Average (DJI) und des S&P 500 (SPX) festgestellt.
Alle drei Charts haben eine ähnliche Abwärtsbewegung vollzogen:
1 minute chart.
One of these lines is the S&P500, one of these lines is bitcoin. pic.twitter.com/N3vIS5Kl6X
— lowstrife (@lowstrife) March 16, 2020
Die Korrelation von BTC mit dem S&P 500 erreichte den höchsten Wert der vergangenen zwei Jahre und lag bei 0,6. Um dies einzuordnen, hier einmal die Bedeutungen verschiedener Korrelationswerte:
1 → BTC und S&P bewegen sich identisch
0 → BTC und S&P bewegen sich völlig unabhängig voneinander
-1 → BTC und S&P bewegen sich in entgegengesetzte Richtungen
Historisch
Auf der Grundlage historischer Daten kann man beobachten, dass sich die beiden Anlageklassen während größerer Bitcoin-Korrekturen eine größere Korrelation aufweisen.
Während des Höchststandes vom Juli 2018 um die 8100 US-Dollar lag die Korrelation beinahe bei null. Als Bitcoin jedoch auf 6300 US-Dollar fiel, stieg sie direkt auf 0,5.
Als Bitcoin Anfang November 2019 auf 9.300 US-Dollar anstieg, lag die Korrelation mit S&P bei 0,1. Mitte September, als Bitcoin auf gut 6.000 US-Dollar abfiel, stieg die Korrelation bis auf 0,3
Vereinfacht ausgedrückt, spiegelte sich eine Reihe größerer Rückgänge in der jüngsten Geschichte von Bitcoin in einer steigenden Korrelation zum S&P 500 Index wider.
Bitcoin und Edelmetalle (Gold, Silber)
Bitcoin wurde meist als Ware assoziiert und untersucht, insbesondere in Bezug auf Gold. Tatsächlich wird Bitcoin oft als das „neue Gold“ oder „digitales Gold“ bezeichnet. Einen entsprechenden Vergleich der beiden Assets findest du auch bei uns auf Coin Ratgeber.
Als die Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran zunahmen, erreichte Gold den höchsten Stand seit 6 Jahren, während auch der Bitcoin Preis kräftig zulegte.
Daher versuchen Analysten, neu zu bewerten, inwieweit Rohstoffe und andere traditionelle Vermögenswerte mit den lang- und kurzfristigen Preisaktionen von Bitcoin verbunden sind.
Wenn man die historische Preisentwicklung von Bitcoin und Gold beobachtet, stellt man eine über die Zeit ansteigende Korrelation fest.
Vergleicht man die Preiskorrelation zwischen 2018 – 2019 stellt man fest, dass die Korrelation von 60,3 % auf 70,8 % angestiegen ist. Über die Zeitspanne von April 2013 – Dezember 2019 waren es nur 46,5 %.
Im gleichen Maße stieg auch die Korrelation der historischen Renditen der beiden Asset-Klassen. Es ist interessant zu beobachten, wie sich Bitcoin mit wachsender Marktkapitalisierung immer mehr dem Preisverhalten von Gold ähnelt.
Mögliche Ursachen der Korrelation
Bitcoin-Anleger spekulieren über die Gründe dieser hohen Korrelationen. Wie können sich so verschiedene Assets über lange Zeiträume so ähnlich verhalten?
Wie ist sowas möglich? Ich habe einmal verschiedene Erklärungsansätze zusammengetragen, um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, die ich euch einmal vorstellen werde:
- Die naheliegendste Erklärung für die Korrelationen ist die, dass Menschen in Krisenzeiten die gleichen Handlungsmuster haben und am ehesten ihre spekulativen Investments (Aktien, Kryptowährungen) auflösen, um an Bargeld zu kommen. Geht es der Wirtschaft gut, sind Anleger eher bereit, mehr Risiko einzugehen.
- Institutionelle Investoren haben längst das „Bitcoin-Parkett“ betreten und haben teilweise eigene Trading-Desks errichtet. Hier wird oftmals mit den gleichen Algorithmen HFT (High-Frequency-Trading) betrieben, was die hohe Korrelation zwischen BTC und den Aktienkursen erklären könnte.
- Eine weitere Erklärung legt nahe, dass das neu-geschaffene Bargeld der Federal Reserve irgendwo investiert werden muss. Das ist auch korrekt und neben den Aktienmärkten könnte dies auch Bitcoin sein. Wie im vorangegangenen Punkt wären hierbei die institutionellen Investoren maßgeblich für die Korrelationen verantwortlich.
Selbstverständlich spielen alle dieser drei Erklärungsansätze eine Rolle. Um die Frage abschließend beantworten zu können, fehlen uns leider eine Reihe von Daten.
Man kann jedoch davon ausgehen, dass ein Mix aus den drei oben genannten Erklärungen für die Korrelation von Bitcoin verantwortlich ist.
Entkopplung: Wunschtraum oder bald Realität?
Neben den Gründen für die Korrelation von Bitcoin und anderen Assets ist natürlich noch eine weitere Frage von entscheidender Bedeutung:
Wird Bitcoin es eines Tages schaffen, sich von den anderen Asset-Klassen zu entkoppeln und seinen eigenen Weg zu gehen?
Es gab verschiedene Fälle, in denen die steigende Korrelation zwischen Bitcoin und dem S&P 500 nicht zu einer Korrektur führte, wie man angesichts der vorliegenden Daten erwartet hätte.
Wie im Februar oder Juni 2019 – da Bitcoin gegen den Trend weiter pumpte.
Fazit
Ob und wann Bitcoin sich entkoppeln wird, bleibt zum jetzigen Punkt noch abzuwarten. Zu viele Variablen bestimmen momentan nicht nur Aktien und Bitcoin, sondern die komplette Weltwirtschaft.
Die richtige Krise könnte uns erst noch bevorstehen. Erst wenn sich der Staub dieser Krise gelegt hat, werden wir sehen, wohin uns der Bitcoin langfristig führen wird.
Ich persönlich bin überzeugt, dass der Großteil der Menschen noch einige Jahre brauchen wird, um sich der massiven Vorteile von Bitcoin als Geldanlage bewusst zu werden.
Doch wenn dies geschieht, da bin ich sicher, werden wir eine Entkopplung von den anderen Asset-Klassen sehen.