„DeFi“ ist ein Begriff, den man in den vergangenen Wochen vermehrt hörte, wenn man sich im Blockchain-Sektor bewegt und sich für neue Trends interessiert.
„DeFi“ steht für „Decentralized Finance“ und ist ein Sammelbegriff für alle dezentralisierten Anwendungen, die einen Finanz-Service anbieten.
Dahinter verbergen sich Möglichkeiten der Geldanlage mit vergleichsweise hohen Renditen, die Möglichkeit Kryptowährungen zu beleihen und auch Kredite zu vergeben.
Alle diese Services sind dezentral organisiert, wobei ein Protokoll den reibungslosen Ablauf der entsprechenden Vorgänge und Transaktionen sicherstellen soll.
Bereits jetzt gibt es viele DeFi-Anwendungen, die nicht selten auch einen eigenen Token besitzen. Einige dieser Token, insbesondere LEND und COMP konnten innerhalb kürzester Zeit nach dem ersten Börsen-Listing mehrere 100 % an Kursgewinnen verzeichnen.
Darauf begann jedoch auch bereits die erste Talfahrt der von der Krypto-Gemeinschaft angepriesenen Projekte oder den dazugehörigen Tokens.
Die Krypto-Börsen FTX und Binance ermöglichten auch direkt den Handel mit Leverage auf Margin, was erneut zu einer höheren Volatilität führte.
In diesem Artikel haben wir uns die DeFi-Konzepte einmal genauer angesehen. In diesem Artikel möchten wir Dir erklären, was DeFi genau ist und speziell darauf eingehen, welche Probleme und Fallstricke sich diesen dezentralisierten Anwendungen in den Weg stellen könnten.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist DeFi eigentlich genau?
- Decentralized Finance: Finanzen ohne zentrale Autorität
- Was sind klassische Anwendungsfälle von DeFi-Plattformen?
- Was sind mögliche Probleme für DeFi Applications?
- Probleme in der Administration von DeFi-Projekten
- Welche anderen Probleme halten die DeFi-Annahme zurück?
- Fazit: Noch einiges zu tun für dezentralisierte Finanz-Plattformen
Was ist DeFi eigentlich genau?
Wie bereits erwähnt, steht das Akronym DeFi für „Decentralized Finance“. Dabei handelt es sich um einen Sammelbegriff von dezentralisierten Anwendungen auf der Blockchain, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Finanzdienstleistungen der traditionellen Märkte auch auf der Blockchain anzubieten.
DeFi ist noch ein relativ junges Phänomen. Im Jahr 2017 begannen die ersten Projekte auf Basis von Ethereum. Zwar steckt DeFi noch immer in den Kinderschuhen, konnte aber an Fahrt aufnehmen. Mittlerweile gibt es sowohl mehr DeFi-Plattformen, als auch mehr interessierte Nutzer.
Die Benutzererfahrung entspricht nun langsam den gängigen Standards, auch die Sicherheit der Technologie ist weitestgehend solide. Doch wie bei allen neuen technischen Errungenschaften kann es auch immer zu unvorhergesehenen Problemen kommen.
Die meisten DeFi-Apps werden über Smart Contracts auf einer Blockchain aufgesetzt. Das ermöglicht es den Benutzern, die vollständige Kontrolle über die dort getätigten Finanzgeschäfte zu haben, ohne einem Mittelsmann vertrauen zu müssen.
Die Anwendungsfälle reichen von der Kreditvergabe über Versicherungen, den Margin-Handel, Prediction Markets und praktisch alles, was das alte Finanzsystem ebenfalls zu bieten hat.
Decentralized Finance: Finanzen ohne zentrale Autorität
DeFi-Applikationen bilden eine Symbiose aus Dienstleistungen in Form von Protokollen, die in dezentralisierten Blockchain-Netzwerken aufgesetzt werden und den Nutzern der neuartigen Finanz-Services.
Die Blockchain und Smart-Contract-Technologie soll die Prozesse effizienter und sicherer machen, wie auch die Konkurrenten aus dem FinTech-Sektor.
Dabei kann auf jede Art von Mittelsmann verzichtet werden. Die einzige zentrale Autorität, die involviert sein kann, ist eine zentralisierte Krypto-Börse, über die etwaige DeFi-Tokens gehandelt werden können.
Was sind klassische Anwendungsfälle von DeFi-Plattformen?
Lending
Einer der beliebtesten Anwendungsfälle von dezentralisierten Finanz-Applikationen ist das Verleihen von Geld. Dabei stellen Kreditgeber Mittel in Form von Krypto-Assets zur Verfügung, die sie anderen Nutzern leihen.
Dafür zahlen diese natürlich Zinszahlungen, die von den üblichen Marktkonditionen abweichen können. Große Kreditgeber, die dafür sorgen, dass immer genug Liquidität vorhanden ist, genießen langfristig oft einige Vorteile auf spezifischen Plattformen.
Jedoch können die Kreditnehmer einfach und unkompliziert an Liquidität kommen und sie ebenso einfach wieder zurückzahlen.
Dezentralisierte Krypto-Börsen
Auch dezentralisierte Exchanges (DEXs) fallen unter DeFi. Zentralisierte Krypto-Börsen haben den Nachteil, dass Du zu keinem Zeitpunkt die Kontrolle über die Private Keys hast.
Wenn die Börse Opfer eines Hacks wird, oder gar pleitegeht, hast Du als Nutzer das Nachsehen und kannst Deine Gelder verlieren.
Deshalb ist es wichtig, die Kontrolle über die eigenen Keys zu haben. Dies ist bei dezentralisierten Krypto-Börsen möglich. Jeglicher Mittelsmann fällt aus und man handelt P2P (Peer2Peer) mit anderen Händlern.
Liquiditätspools
Ein weiteres Werkzeug der DeFi-Applikationen sind die sogenannten Liquiditätspools. Dezentralisierte Krypto-Börsen wie z. B. Bancor Network und Uniswap bieten ihren Nutzern an, Liquiditätspools zu erschaffen, in dem diese von ihnen finanziert werden.
So können Token beim Leihen eines anderen Token als Liquidität in den Pool eingestellt werden. Handelspaare auf der entsprechenden Krypto-Börse haben dann natürlich mehr Liquidität.
Was sind mögliche Probleme für DeFi Applications?
Bei Anhängern der aktuellen DeFi-Bewegung ist oft eine übermäßig positive Grundstimmung zu erkennen, wenn sie Dir von einem neuen Projekt erzählen.
Immer gibt es noch ein anderes Angebot, noch eine Plattform, auf der man ein paar Prozent mehr herausholen kann – doch wo wird das alles enden? Wo könnten Probleme entstehen? Welche Risiken gibt es zu beachten, wenn man sein Geld in DeFi anlegen möchte?
Smart Contracts: Wie sicher sind sie wirklich?
Die Nutzung innovativer Technologie ist auch immer mit einem Risiko behaftet. Insbesondere, wenn es sich dabei um sich selbst ausführende Kontrakte geht, die auf Basis von vorher festgelegten Parametern und wenn; dann Funktionen selbstständig Aktionen ausführt, sollte man vorsichtig sein. Noch vorsichtiger, wenn es dabei auch noch um eine Geldanlage oder den Umgang mit Geld im Allgemeinen geht.
Trotz seiner Programmierung kann ein Smart Contract fehlerhaft sein. Denn auch Programmierer sind nur Menschen und Menschen machen Fehler.
Wie der DAO Hack in der Geschichte von Ethereum bereits gezeigt hat, ist die Technologie potenziell revolutionär, birgt aber Gefahren.
Damals wurden über eine Sicherheitslücke große Teile der eingezahlten Gelder von einem findigen Hacker gestohlen. Darauf folgte die Rückabwicklung und Fork der Ethereum-Blockchain, wobei die Chain von ETC (Ethereum Classic) die originale Ethereum-Blockchain darstellt.
Auch in der jüngsten Vergangenheit kam es vor einigen Tagen zu einem Zwischenfall bei dem DeFi-Projekt „Balancer“ (BAL-Token). Hierbei hatte ein Whitehat-Hacker einen Fehler im System ausgenutzt und konnte so 500.000 US-Dollar in ETH abstauben. Balancer hatte angekündigt, alle betroffenen Nutzer zu entschädigen.
Benutzerfehler
Einen fehlerfreien Code der Smart Contracts zu haben, ist das eine. Sicherzustellen, dass die Nutzer sie auch bedienen können, eine ganz andere.
Dabei ist mit Bedienung das Nutzen der DeFi-Anwendung gemeint, die auf diesen Smart Contracts basiert.
Es haben schon Menschen Geld verloren, weil sie ihre Gelder an eine falsche Adresse geschickt haben, wie der Adresse eines spezifischen Wallets einer DeFi-Applikation.
Solche Transaktionen kann man nicht rückgängig machen und die Funds sind verloren. Allerdings kann man mit einem ERC-777 Token dafür sorgen, dass fehlerhafte Transaktion erkannt und blockiert werden können.
Entwickler und Designer müssen also auch immer darauf achten, dass die Usability einwandfrei ist und der Nutzer gut durch die verschiedenen Schritte geleitet wird, die er tätigen muss, um die Plattform zu nutzen.
Dies ist ein Problem, das sich häufig mit neuen Token-Standards wie ERC-777 beheben lässt, die diese fehlerhaften Transaktionen erkennen und blockieren können, obwohl sie die Transaktionskosten erhöhen.
Probleme in der Administration von DeFi-Projekten
Was viele Anwender von DeFi-Applikationen nicht berücksichtigen, ist die Tatsache, dass es auch bei der Verwaltung eines solchen Projekts zu Problemen kommen kann.
Ohne Vorwarnungen können sich grundlegende Mechanismen ändern, ohne dass jeder Nutzer im Vorfeld darüber Bescheid wusste. Hierbei muss man sicherstellen, dass Änderungen langsam und Schritt für Schritt, jedoch nicht zu schnell, herbeigeführt werden.
Welche anderen Probleme halten die DeFi-Annahme zurück?
Welche anderen Probleme kann es noch geben? Wir haben hier noch eine Liste zusammengestellt:
- Geringe Interoperabilität zwischen verschiedenen Blockchains und somit zwischen verschiedenen DeFi-Anwendungen auf verschiedenen Blockchains
- Hohes Vertrauen in Entwickler, die häufig am Anfang eines Projekts mehr Kontrolle haben, als sie haben sollte.
- Tatsächlich sind viele „dezentrale“ Plattformen relativ zentralisiert, viele Plattformen erreichen erst im Laufe der Zeit einen höheren Grad der Dezentralisierung.
- Geringe Liquidität.
- Hohe Transaktionszeiten durch höhere Auslastungen der Ethereum-Blockchain.
- Hohe Gebühren für Transaktionen.
Fazit: Noch einiges zu tun für dezentralisierte Finanz-Plattformen
Die Zeit wird zeigen, wie sich nicht nur die DeFi-Konzepte und technischen Infrastrukturen verbessern werden, sondern auch die Blockchain-Technologie allgemein.
ETH 2.0. wäre dem DeFi-Trend sehr dienlich, da dann eine bessere Skalierbarkeit und somit ein angenehmeres Nutzen der Plattformen möglich wäre.