Das Problem mit den ETH-Transaktionsgebühren

Übersicht:

  • Gaspreis wird künstlich hochgehalten
  • EIPs sollen den Anstieg der ETH-Transaktionsgebühren eindämmen
  • Kurz erklärt: Was ist Gas?

Ethereum-Entwickler diskutieren über das Problem mit den ETH-Transaktionsgebühren und Gas-Optimierungen, aber es wird wahrscheinlich etwas zu spät sein. Die Entwickler sehen das Problem mit den teilweise exorbitant hohen ETH-Transaktionsgebühren, aber es gibt wenig, was sie im Moment tun können.

Am Freitag, 4. September 2020,  fand ein Aufruf des Ethereum-Kernentwicklerteams statt, um eine Vielzahl von Ethereum-Verbesserungsvorschlägen zu diskutieren, da die Gasgebühren im Netzwerk nach wie vor historisch hoch sind. Auf der Tagesordnung standen mehrere Diskussionspunkte zu den hohen Gaspreisen und Möglichkeiten zur Linderung des Problems. Alexey Akhunov, ein unabhängiger Ethereum-Forscher, eröffnete die Diskussion mit einem Kommentar über die Daseinsberechtigung der Gas-Token und wie diese die Preise über das normale Maß hinaus in die Höhe treiben könnten.

Künstliches Hochhalten der ETH-Transaktionsgebühren

Er wies darauf hin, dass der ETH Mempool oft mit Transaktionen gefüllt ist, die einen bestimmten Gaspreis bieten. ETH Mempool steht für Ethereum Memory Pool und ist quasi der “Warteraum“ für alle unbestätigten ETH-Transaktionen, vor deren Zusammenfassung auf der Blockchain. Akhunov verglich diesen Ansatz mit Wertpapierbörsen, an denen Händler mit Tiefpreis-Ordern nach Dips Ausschau halten. Seiner Meinung nach könnte jedoch die Tatsache, dass die Order für Gas-Token nicht einfach stornierbar sind, bedeuten, dass die Preise künstlich hochgehalten werden, da jeder Dip automatisch gekauft wird.

Unlängst brachte man einen Vorschlag zur Abschaffung des Erstattungssystems, der den Gas-Token zugrunde liegt, in Umlauf. Akhunov räumte allerdings ein, dass der Umfang der Erzeugung von Gas-Token nur etwa 2 % des derzeitigen Gasverbrauchs ausmachen kann. Dies würde darauf hindeuten, dass ein potenzieller negativer Einfluss eingeschränkt werden könnte. Darüber hinaus sagte er, dass er mehr Daten finden müsse, bevor er offiziell über Möglichkeiten zur Abschaffung dieses Systems diskutieren könne.

Weitere EIPs zur Eindämmung des Gaspreisanstiegs

Die übrigen Themen waren im Hinblick auf die Gaspreisdiskussion weniger dringlich. Zu ihnen gehörte ein kürzlich eingeführtes EIP (Ethereum Improvement Proposal), das vom Ethereum-Mitbegründer Vitalik Buterin und dem Kernentwickler Martin Swende befürwortet wurde.

EIP-2929

Der als EIP-2929 eingereichte Vorschlag erhöht die Gaskosten für bestimmte Speichervorgänge erheblich. Dies geschieht jedoch zum Schutz vor möglichen Denial-of-Service-Angriffen (DoS). Die Besonderheiten der Änderung bedeuten, dass einige Operationen tatsächlich weniger Kosten verursachen könnten. Dennoch stand Akhunov einigen der komplexeren Änderungen und Ausnahmen skeptisch gegenüber und schlug vor, die Diskussion über diese spezifischen Punkte fortzusetzen.

Die Erhöhung der Gaskosten erscheint in der aktuellen Situation eher kontraproduktiv. Jedoch könnte es den Entwicklern von Ethereum helfen, sich hinsichtlich künftiger Erhöhungen der Gasgrenzwerte zuversichtlicher zu fühlen. Die starke Bedrohung durch DoS-Angriffe verhinderte bisher noch größere Erhöhungen.

EIP-2727

EIP-2711 ist ein weiterer Vorschlag, welcher die stärkste Auswirkung auf die allgemeine Benutzererfahrung haben könnte. Dieser Vorschlag könnte es einem Konto erlauben, die Transaktionsgebühr eines anderen zu bezahlen. Zusätzlich könnten Staking-Transaktionen erstellt werden, die garantiert in der Reihenfolge ausgeführt werden, in der sie eingereicht wurden. Ebenso ist in diesem EIP ein automatisches Zeitlimit für Transaktionen, die in den Mempool gelangen, vorgesehen.

Die letztgenannte Änderung könnte auch zu Gaseinsparungen führen, da solche Systeme bereits auf einer Anwendungsebene auf Plattformen wie Uniswap implementiert sind, sagte Entwickler Micah Zoltu. Dies soll bei Smart Contracts Anwendung finden. Das bedeutet, dass laut diesem Vorschlag eine gescheiterte Transaktion als solche erfasst wird, jedoch würde sie nach Ablauf des Zeitlimits einfach entfernt werden. Die Diskussion über diesen Vorschlag fand nur einleitend statt und es kam noch zu keinen finalen Entscheidungen diesbezüglich. 

Insgesamt führen diese Änderungen in erster Linie im Hinblick auf die Aufnahme in den Berliner Hard Fork, der ursprünglich für diesen Sommer erwartet wurde, zu Diskussionen. Bei vielen Vorschläge bedarf es jedoch Tests und Genehmigungen, was darauf hindeutet, dass der Hard Fork noch etwas dauert.

Was bedeutet Gas eigentlich? – Gaspreis & Gaslimit kurz erklärt

Ethereum funktioniert wie eine virtuelle Maschine. Damit sie in Gang kommt oder bleibt, benötigt sie wie jede herkömmliche Maschine Treibstoff. Diesen Treibstoff bezeichnet man als Gas. Dabei unterscheidet man zusätzlich zwischen Gaspreis und Gaslimit. Führt man eine Transaktion aus, bedarf es der Festlegung des Gaslimits. Dieser Wert spiegelt den Gasverbrauch wider, den der Smart Contract maximal aufwenden darf. Im besten Fall ist die Transaktion vor Erreichen des Gaslimits beendet. Letztendlich zahlt man nur den tatsächlich verbrauchten Gas-Betrag. Es empfiehlt sich daher das Limit immer etwas höher anzusetzen, um den Vorgang auch sicher zu beenden. Ist das Limit zu niedrig gewählt, findet keine vollständige Ausführung der Transaktion statt und führt zur Wiederherstellung des Ursprungszustands. Das bis dahin verwendete Gas ist trotzdem zu bezahlen. Die Differenz bei erfolgreicher Ausführung der Transaktion bekommt man ohnehin gutgeschrieben. Das Gas erhält der Miner, welcher die Transaktion erfolgreich in einen Block implementiert.

Aktueller Gaspreis ETH Gas Station

Zusätzlich legt man den Gaspreis bei einer Transaktion fest. Der Sender legt folglich den Preis in Ether fest, die er pro Einheit an Gas bezahlen möchte. Einen Überblick über die derzeitige Preissituation gibt es bei ETH Gas Station. Die Gaspreise sind in GWei (Gigawei) angegeben, also einem Milliardstel Ether. Desto schneller eine Transaktion ausgeführt werden soll, desto höher wählt man den Gaspreis. Bei ausgelastetem Netzwerk ziehen die Miner also die Transaktionen vor, die ihnen mehr einbringen. So entsteht ein Transaktionskosten-Markt. 

Fazit

Die Problematik der horrenden ETH-Transaktionsgebühren ist vorerst ungelöst. Die gestern angesprochenen Lösungsansätze hören sich für mein Empfinden sehr gut an, jedoch geht mit der Umsetzung sicherlich noch einige Zeit ins Land. Ohne die signifikante Implementierung von Änderungen, die die stetige Erhöhung des Gaspreises einschränkt, wenn nicht sogar senkt, bleibt der Ethereum-Gebührenmarkt somit bis auf Weiteres völlig der steigenden Nachfrage ausgeliefert.

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Autor
Mathias ist Krypto-Enthusiast seit 2017. Dass BTC & Co. die Zukunft gehört, steht für ihn außer Frage.


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